Mittwoch, November 01, 2006

Kapitel 1 - Ein Ace im Ärmel

Geschickt lenkte Ace das Shuttle durch die Melchstraße. Es war ziemlich alt und billig, aber es weckte bei unserem Helden nostalgische Gefühle. Er weiß noch, wie er mit fünf das erste Mal im Weltraum war, um seiner Mutter Elektroschrott zu pflücken.

Der Zwerg, den er übrigens ab sofort "Zwerg" nannte (er war wirklich sehr klein), holte in je aus seiner Träumerei wieder raus: "Sachma, wie haste dir das eigentlich vorgestellt? Du legst dich mal eben mit Sukubus an, einem Gott aus der Top 20 des Universums, indem du seine Tochter messerst und ihn zum Kochduell forderst? Kannst du überhaupt kochen? Glaubst du, du hättest den Hauch einer Chance gegen seine trickreichen Machenschaften?"

Ace Jackson lenkte das Shuttle mit seinen Füßen durch einen Asteroidengürtel, während er eine Tüte Chips öffnete. "Hm, ~knusper~, das vielleicht nicht..." - "Aber?" - "Ich habe ein Ace im Ärmel, Zwerg. Ich habe ein Ace im Ärmel."

Wie ein Zauberer, der seinem Publikum versprach, eine Frau in zwei Hälften zu teilen, verspürte er sofort den Drang, dem Zwerg sein Ace im Ärmel zu zeigen.



"Ich habe allerdings nicht nur ein wörtliches Ace im Ärmel, sondern auch eines im übertragenen Sinn. Was der Halbgott nicht weiß, ist, dass mir der Kochlöffel in die Wiege gelegt wurde, im übertragenen Sinn. Mein Vater war..."

An diesem Punkt legte Ace eine Pause zu dramatischen Zwecken ein. Er hatte seit dem letzten mal einiges dazugelernt und das sprachliche Hilfmittel verfehlte seine Wirkung nicht.

"Mein Vater ...er war Vorkoster am Hofe von Imperator Grosso, dem Ekligen. Die "Nahrung", die er da jeden Tag testen musste war ungenießbar. Er wollte seinen Ein-Dinar-Job schon kündigen, als er eines Tages einer abgehalfterten Space- Hexe begegnete, die sich einen zweifelhaften Ruf machte, in dem sie schlechte... heyyyyyy, bist du etwa eingeschlafen?"

Zwerg, dessen Flachkopf sich übrigens wunderbar als Tischlein für die Chips eignete, war tatsächlich kurzzeitig weggeschlummert. Unfassbar, dachte sich Ace. Er rüttelte an ihm...

"...ICH HAB DEN TROLL NICHT ANGEFASST! Wie...ach so, Du bist es. Da ich ein Zwerg mit dormitaler Audioerfassung bin, habe ich natürlich alles mitbekommen, was du gesagt hast. Die Hexe machte sich einen zweifelhaften Ruf..."

"...indem sie schlechte Jobs in gute umwandelte und den Arbeitnehmern die dazugehörigen Talente schenkte. Die Hexe hatte vor allem am Hof von Grosso keinen guten Stand, weil man dort ehrliche Arbeit belohnte und Leute ehrte, die sich hocharbeiten. Der Imperator und seine Gefolgschaft sahen die Ironie darin nicht, Grosso selbst war nämlich durchaus unverdient zu seinem Titel gekommen..."

Ace verdrückte noch zwei Chips mit Wurstsalatgeschmack.
"Lange Rede, langer Sinn. Mein Vater wurde über Nacht zum besten Küchenchef westlich des Ostplaneten! Er gewann dadurch so sehr an Popularität, dass Grosso richtig neidisch wurde.....er verbannte ihn auf den Planeten Chackatzortga. Der Exilplanet Nummer eins für Unruhestifter und reaktionäre Kräfte.

Jedenfalls stoppte das meinen Dad nicht. Nachdem er eine Kochschule gründete, strömten über Nacht Tausende von jungen, aufstrebenden Köchen und jungen, verfressenen Dreiviertelgöttinnen auf den Planeten, um sich von ihm unterrichten oder bekochen zu lassen. Die Schule war ein großer Erfolg und innerhalb kurzer Zeit versiebenundzwanzigfachte sich die Sterberate aufgrund Diabetes, Arterienverstopfungen, Magenexplosionen und anderen Verfettungsgründen. Alle waren sie glücklich.

Alle bis auf Grosso. Der nahm immer mehr ab und musste sein Essen immer nachsalzen, da er durch Piksieben, meinen Vater, zu verwöhnt war. Mit knurrendem Magen beauftragte er seine besten Abenteurer schrägstrich Forscher, sich auf die Suche nach Kiffwurz, einem legendären Wunderwürzpflänzchen für den guten Geschmack, zu machen. Die Forscher kamen nie zurück."

"Was passierte mit ihnen?", hakte der Zwerg übertrieben interessiert und den letzten Teil von Aces Erzählung komplett ignorierend nach.

"Das weiß niemand. In der letzten Nachricht, die Grosso von ihnen bekam, berichteten sie von einem kargen Mond, irgendwo ostostnördlich der Dabtulb-Spiegelmeere."

Ace liefen die Tränen in die Augen, als er an die tapferen Männer dachten, die ihr Leben für die Gastronomie gaben, aber er kämpfte dagegen an, weinen zu müssen. Dem Zwerg war es sehr unangenehm, mit einer Chipstüte auf dem Kopf einem erwachsenen Mann dabei zuzusehen, wie er mit angespannter Grimasse die Tränen auf seiner Backe aufhalten wollte. Aber Ace konnte nichts dafür, er hatte eben viel Respekt für Abenteurer, die alles opfern, auch wenn sie Feinde seines Vaters waren.

Ace bemerkte zwar die subtilen Andeutungen, die ihm seine Tränendrüse machte, während er die Geschichte erzählte, die weniger subtilen Lasergeschosse, die das Piratenschiff hinter ihm auf sein Shuttle feuerten, gingen allerdings komplett an ihm (und, glücklicherweise, dem Shuttle) vorbei.

"Oh, nein!" sagte Ace. "Dann muss ich dir die Geschichte von der großartigen Idee meines Vaters eben später erzählen...Zeit, ein paar Weltraumpiraten in den Arsch zu treten."

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