Freitag, Dezember 24, 2010

Kapitel 7 - Herr Jacksons Winterdepressionen



"NEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNN!!!!" rief Ace durch die spärlich besuchte Kantine während er sich den Ketchup aus dem Gesicht und von seiner Kleidung wischte. Er hatte gerade erfahren, dass seine Lieblingsserie "Garstiger Vater und vorlaute Göre" vor zweieinhalb Jahren abgesetzt wurde. Der Typ hinter der Theke schauderte verachtend vor diesem abgehackten Klischee, aber ein Großteil der Kundschaft in diesen Space-Kantinen bestand aus abgehackten Klischees und er war professionell genug, sich nichts andeuten zu lassen. "Könnt ihr verweichlichten Kosmos-Knalltüten nicht einmal keinen Schaden im Schädel haben oder mich nicht wenigstens nonstop nerven?" Kleine Korrektur: "Er war normalerweise professionell genug, sich nichts andeuten zu lassen, aber die Finanzkrise, die, ähnlich wie Fernsehsignale, durch das Weltall reist und entfernte Planeten erst mit vielen Jahren Verspätung erreicht, hatte auch hier auf Kutskukuul bleibenden Schaden hinterlassen und ein kaum besuchter Wüstenplanet war für einen solch kleinen Imbiss sowieso ein wirtschaftlich bedenklicher Standpunkt. Dies ging auch an Luciano Hackett, dem Besitzer und "Typen hinter der Theke" der Kantine nicht spurlos vorbei und brachte sein grobes, aber völlig harmloses Gemüt hin und wieder zum Vorschein.

Ace, der dem Typen hinter dem Tresen vorerst keine Beachtung schenkte, nahm seinen Finger in den Mund um dann mit diesem bespeichelten Präparat Ketchupflecken auf seinem Space-Suit zu bearbeiten. Der Effekt war nicht berauschend. Während der Fleck unbeeindruckt vor sich her fleckte, begann das Material des Space-Suits in Fleckennähe aufzuweichen und zu bröckeln. Ein seltsames und merkwürdiges Schauspiel. Freilich war die Qualität des Space-Suits nicht annähernd das, was man "ordentlich" nennen kann: Allein die Herstellung des Suits löst auf dem Planeten Hypochondria jedes Jahr zwei Klimawandel aus, da viel Kohlenstofftrioxid (CO3) für die Schneiderei-Roboter von Nöten war. Die Tatsache, dass der Suit aus zusammengeflickten Gummihandschuhen bestand tat sein übriges. Aber das war nicht der Grund für das Bröckeln, das wusste auch der Typ hinter dem Tresen, der sich die Farbe von Ace' Speichel auf so un-unverdächtigte Weise begutachtete, dass jetzt selbst Ace auf ihn aufmerksam wurde.

"Hey, Du Typ!" rief Ace und zeigte mit seinem rechten Zeigefinger auf den Barmann, denn zum Zeigen ist der Finger nun mal da. "Was mache ich hier und wie komme ich wieder weg!?"
"Zuallererst", antwortete der Kneipier, "hat der Typ hier auch 'nen Namen. Und der lautet....Hackett! Meine Freunde nennen mich Luciano, weil das mein Vorname ist und es viel mehr Spaß macht, das laut zu sagen. LU-CI-A-NO. Luciano. Luciaaaaaaaaaano. Luuuuuuuuuuuucianooooooo." Hackett machte dabei ausufernde Gesten mit seinen Armen, wodurch er versuchte, die vielen Möglichkeiten der Intonation noch weiter hervorzuheben, es sah aber eher danach aus, als machte er Trockenübungen für das nächste Spacetennis-Turnier. "Nun, da wir das geklärt hätten, LUCIANO, möchte ich auf Deine Fragen zurückkommen: Was weiß ich und mit 'nem Raumschiff, Du Intelligenzbolzen. Was ich Dir sagen kann, ist, dass Du höchstwahrscheinlich ein paar Feinde zu viel hast. Mächtige Feinde. Schmächtige Feinde. Schmächtige Feinde mit Prügeltrupps, die Rambo 2 wie einen Pfadfinder aussehen lassen. Einer von diesen Pfadfindern, die Kekse an der Haustür verkaufen. Hmm, Kekse. Wertvolle, saubere Kekse."
"Schluss mit dem Quatsch, Hackett! Was weißt Du!?", fragte ein entnervter Ace, der nun zu allem Überfluss auch noch Lust auf Kekse bekommen hatte.
"Schau Dir die Leute hier in meinem Laden doch mal an. Die wurden alle hierher verfrachtet von einer Geheimorganisation, dessen Name mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt, deshalb sage ich ihn jetzt mal lieber nicht. Außerdem, haben sie hier überall Kameras installiert.“
"Ojemine!", seufzte Ace laut vor sich hin, "Und das an Weihnachten!".



Ace war sich der Tatsache, dass es Weihnachten sein musste, nur bewusst, da Lucianos Imbiss mit dem kitschigsten Krimskrams diesseits der Wohnung von Aces Großmutter geschmückt war. Üppige Spaceschneemänner, schmackhafte Spacelebkuchen und grinsende Rentiere (Spacerentiere waren seit den Kriegen um den Nordkapplaneten ausgestorben und die meisten Leute waren sich einig, dass dies im Großen und Ganzen kein verheerender Verlust war. Die meisten Leute waren aber auch nicht auf Spacerentiermilch angewiesen, welche für dutzende Menschen und andere Wesen mit einer seltenen Unverträglichkeit namens Allesaußerlaktoseintoleranz ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung darstellte, da Spacerentiermilch zu 99% aus Laktose und zu 1% aus Liebe bestand) dekorierten Hacketts Imbiss, sodass jeder, der nicht sowieso stets einen Kalender mit sich trug dezent darauf hingewiesen wurde, dass nun die Zeit gekommen war, einen Kalender für das neue Jahr zu kaufen.

Zeit für einen neuen Kalender und natürlich auch Zeit für kitschige Musik. Ace hatte schließlich schon beim Betreten von Lucianos Etablissement die schicke Retro-Jukebox entdeckt, die wohl aus der Zeit der pangalaktischen Kulturkriege stammen musste, in welcher Musik kurzzeitig als Muzak bekannt war. Ace frohlockte, als er bei der Musikauswahl "There's no night like spacenight" entdeckte und die mp40-Krawallplatte daraufhin sofort auflegte. Muzak, respektive Musik war mittlerweile in der vierten Dimension genießbar. So erschien beim Spielen der Musik auch sofort ein tanzender Weihnachts-Wichtel namens Philippe, der mit seinem amüsanten Zwergen-Gehopse dem audiophilen Freund die visuelle Komponente präsentierte. Darüberhinaus waren Songs in ihrer Länge flexibel. Je nachdem, wie gut ein Stück ankam, entschied die künstliche Jukebox-Intelligenz Karl Heinz, wie lange der Song gespielt wurde. Sagen wir es so, Philippe durfte nicht lange tanzen. Schon nach den ersten Takten des Evergreens "There's no night like spacenight" herrschte urplötzlich Totenstille im Raum. Die Gäste waren geradezu entsetzt, als würde der bloße Gedanke an Weihnachten Ihnen einen Schauer aus schlechten Geschenken verpassen. Natürlich war Philippe für solche Momente ausgebildet. War die Stimmung ganz unten, halft ihm immer noch ein Trick: er packte sich selbst am Bart und schleuderte sich durch die Luft um durch die Unterhaltung des einfachen Mannes die Stimmung zu heben.

Ace sah sich die Kundschaft in Lucianos Kaschemme etwas genauer an. "Grundgütiger", dachte er sich, "die sehen wirklich alle miserabel aus." Ace kommentierte nicht nur die Attraktivität der Stammkundschaft, sondern auch die Stimmung in der Absteige, nachdem der Weihnachtsklassiker nach nur wenigen Takten abrupt endete.

Was war an Weihnachten so schlimm, dass jeder Besucher in Lucianos Gasthaus bei dem Gedanken an die Festtage sofort in schluchzende Depressionen stürzte? Ace beschloss, es herauszufinden, also setzte er sich an den nächsten Tisch, an dem auch ein bärtiger Muskelprotz saß, bei dem man auf den ersten Blick niemals Tränen vermuten würde. Jedoch sammelten sich bei diesem Muskelberg die Tränen zwischen den Barthaaren, fast so wie ein ruhiger, friedlicher Gebirgssee inmitten einer kleinen Lichtung auf einem eingeschneiten, mit Nadelbäumen bewucherten Hang. Ganz still, dann können wir vielleicht...ja, da hinten! Eine Hirschmutter hat sich mit ihrem Kalb ein ruhiges Plätzchen am Ufer gesucht und die beiden frischen sich am Wasser ein wenig auf. Im Hintergrund türmt sich das Gebirge in ein atemberaubendes Schauspiel, nur wenige Wolken bedecken den blauen Himmel. Für das Fell der Hirsche mische ich gerne ein warmes, leicht rötliches Braun mit einer Idee hellem Ocker. Ja, perfekt. Habt keine Angst beim Umgang mit Farben und denkt immer dran: Wir machen keine Fehler, nur fröhliche, kleine Unfälle. Aber ich schweife vom Thema ab, was im Übrigen auch etwas ist, das man niemals mit bärtigen Muskelprotzen assoziieren würde.

Der Muskelprotz bemerkte, dass Ace mittlerweile staunend, ja fast schon besessen, seinen tränendurchweichten Bart in den verkrampften Händen hielt und immer wieder "Raaaah"s und "Roooooh"s von sich gab. ("Raaaah"s und "Rooooh"s lößten im Zuge der intergalaktischen Rechtschreibreform "aaaah"s und "ooooh"s als offizielle Ausdrucksmittel des Erstaunens ab.) Das war dann selbst für den Bärtigen zu viel, obwohl der depressive Bartträger gerade die Höchstwertung ***** der Rolling Space Skala für apathische Depressive bekommen hat und wahrscheinlich nicht mal dann reagiert hätte, wenn Luciano angeboten hätte, eine Runde zu schmeißen, was freilich einmal in hundert Spaceäonen passierte.

"Heh!", sprach der Weinende. "Heh! Was machstndu?" Ace ließ seinen Blick zum ersten Mal seit acht Minuten von dem Bart ab und sah in das aufgequollene Gesicht dieses doch sonst so kantigen Zeitgenossen. "Oh! Ist das Ihr Bart? Das tut mir leid....nicht." Der Weinerich überhörte glücklicherweise das neckische "...nicht" am Ende von Ace' Satz, welches sich in Gegenwart einer so mächtigen wenn auch traurigen Person nur ein echter Weltraumheld erlauben konnte und erwiderte: "Schon Okay. Mein Name ist übrigens Berti. Berti, der Bärtige. Ich heiße so wegen meines bärtigen Bartes." Ace' Blick schweifte wieder hinüber zu Bertis Bart, welchen er immer noch mit völlig verkrampften Fingern umklammerte. "Freut mich, Berti. Ich bin Ace. Kannst du mir mal sagen, was hier los ist? Und versuchen, ein bisschen mehr Souveränität in deine Stimme zu bekommen?"

Berti räusperte sich kurz, warf ein fragendes Nicken in Ace' Richtung, als ob er fragen wollte: "Besser so?", was Ace natürlich nicht beantworten konnte, da Berti diese Frage auf nonverbale Art stellte. "Nun, Ace...Ich wüsste auch gern, was hier los ist. Ich denke, das wüssten wir alle gern." Zögernd stimmten die anderen Gäste mit einem verzweifelt grob klingenden kollektiven Grollen, welches allerdings mit einem unüberhörbarem Seufzen unterlegt war, Bertis Aussage zu. "Aber die Wahrheit ist eine ausgehende Währung in diesem Teil der Galaxis..." Normalerweise würde sich Ace nicht lumpen lassen, irgendeinen sarkastischen Kommentar zu dem Pathos, den Berti gerade in das Gespräch brachte, loszulassen, aber der Anblick von einem knappen Dutzend bärtiger Hünen in Holzfällerkleidung, die in ihr Spier© (Spier© ist ein eingetragenes Markenzeichen der Schluckspecht und Sohn Spacebier-Brauerei. Schluckspecht und Sohn ist eine Abteilung der Gesichtslos und Tanten Corporation. Versuchen sie nicht, uns über's Ohr zu hauen.) weinen. "Das letzte, woran ich mich erinnern kann", fuhr Berti fort, "ist das Lachen einer Heerschar von glücklichen Kindern. Oh, wie sich dieser diabolische Klang in meine Erinnerungen eingebohrt hat und mich in kalten Nächten verfolgt. Jedes mal, wenn ich mich nach meiner Heimat sehne, nach meiner Frau, nach meinen Kindern, nach dem Teich mit den kleinen Watschelenten, nach meinen Hausschuhen, ja sogar nach meiner nervigen Schwiegermutter, jedes mal werde ich von diesem hysterischen, schrecklichen, fröhlichen Gelächter auf den blutigen Boden der Realität zurückgerissen...vergiss es, Ace, dies ist Kutskukuul!"

Kutskukuul....Kutskukuul....Ace runzelte die Stirn und drehte seine Pupillen schräg nach oben. Wäre er Teil eines Films, würde jetzt jener kurze Rückblick- oder Traumsequenzen-einleitende Harfensound erklingen, welcher stets benutzt wird, um Rückblicke oder Traumsequenzen einzuläuten. Kutskukuul! Die Geschenkminen, die Sklaverei, das Joch! Der Weihnachtsbot! Ace konnte sich zwar in seiner Rückblende nicht mehr an all das erinnern. (Vielmehr nutzte er die vom Plot dafür vorgesehen Zeit, sich zu erinnern, um von einem devoten, sich selbst in die Pfanne schlagen und selbst braten wollenden Kuckucks-Ei zu träumen) Doch für solche Momente des Versagens hatte er ja seinen interaktiven Episodenguide. Ace lachte schallend, als er den Guide durchstöberte und sich an seine aberwitzigen und nie richtig zu Ende gedachten Erlebnisse erinnerte. So schallend, dass er das ebenfalls schallende, aber nicht ganz so wie Ace' Lachen schallende Lachen an der Eingangstüre schlichtweg überhörte. Erst als das Weinen Berties lauter schallte, als beide schallende Gelächter zusammengenommen, wurde Ace wieder zurück in die Realität gerissen. Dort! Ace! An der Tür! Der Weihnachtsbot! "Eine wunderbare Situation für einen
Cliffhanger", sagte Ace in Erwartung anerkennender Kommentare ob seines intelligent scheinenden Witzes. Dass die Horde zähneklappernder Weinerlinge, die seit des Auftritts des Weihnachtsbots nur noch eine Karikatur von der Karikatur waren, die sie eh schon waren, jetzt nicht zum Scherzen aufgelegt waren, lag eigentlich auf der Hand. "Ho! HO! HO!" - hey, da hat ja doch noch jemand über den Witz gelacht, dachte sich Ace. Nein, verdammt! Es war nur das rhetorische, ein Gespräch einführen wollende Lachen des Weihnachtsbots.

"Ich bin gekommen, um Geschenke zu verteilen und euch in den Arsch zu treten..." grollte der Weihnachtsbot spitzbotisch, "und meine Geschenke sind gerade ausgegangen. HA HA HA HO HA HO HO HO HO!!!" Als der Weihnachtsbot über eine Spaceminute bedrohlich lachte, fasste er sich auf seinen metallenen Bauch, als ob er sich vor Lachschmerzen kaum noch halten könne, was natürlich reine Pose war, da er als Weihnachtsbot keine körperlichen Schmerzen spüren konnte (die emotionalen Schmerzen trafen ihn dafür umso härter). Passend dazu schloss er die Augen und warf seinen Kopf zurück, was Ace und den Weinerlingen eine einmalige Chance bot, durch die Hinterausgang zu entkommen. Leider dachte keiner der Anwesenden an diesen Standard-Fluchtplan und so fanden sie sich kurz darauf in der Obhut des Stahlsantas in dessen Weihnachtsshuttle wieder. "Nicht schon wieder dieses blöde Shuttle", dachte sich Ace. "Hast Du etwas gesagt, Jackson?" fragte der Weihnachtsbot nach hinten in die Zelle, während er sein Gfährt manövrierte. "Nein," antwortete Ace, "nur gedacht."

"Ach so, na dann. Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren wieder in derselben Zelle zu sitzen? Ich musste sie extra saubermachen und von all dem Schlamm befreien, der sich auf der Matratze festgesetzt hatte. Aber ich konnte es mir nicht entgehen lassen, immerhin habe ich damals gutes Geld an Deinen angeblichen Freund Freyon bezahlt, um an Dich zu kommen! Ich muss Dir sagen, es sah nicht so aus, als ob ihm an Deiner Freundschaft viel liegen würde, als er den Vertrag unterschrieb!"

"Ja ja, am Ende kam er aber doch noch, um Zwerg, Busch und mich aus Deinen Geschenkminen rauszuholen. Ach, Zwerg und Busch. Irgendwie vermisse ich diesen kleinen Miesepeter und das naive Gewächs. Apropos Freunde...ich schätze mal, Dir schickt zu Weihnachten niemand eine Karte, richtig, Du Schwermetall-Sklaventreiber!?" Der Bot wischte sich eine einzige Träne aus den Augen, denn er war sehr verletzt.

"Hör nicht auf ihn. Du hast 23 Freunde auf Spacebook, dieser Ace hat doch keine Ahnung", sagte der Weihnachtsbot zu sich selbst. Oh, jetzt hatte er in dem ganzen Entführungstrubel doch glatt vergessen, auf Spacebook und auf Bösewichte.VZ seine jeweiligen Status-Updates von "Frühstücken" auf "Entführung" umzuändern. Doch in Zeiten, in denen der Begriff "modern" Schon längst wieder "antik" ist, ist das natürlich auch während einem interstellaren Ritt im Spaceshuttle kein Problem. Verärgert musste der Weihnachtsbot feststellen, dass es sogar nur noch 21 Freunde auf Spacebook waren, ein befreundetes Ehepaar hat ihm wohl die Freundschaft gekündigt, nachdem er deren Kinder versklavt und ihr Haus niedergebrannt hatte. Das tat weh. "Bestimmt nur eine betrunkene Kurzschluss-Aktion von denen, wirst sehen, morgen kommen die wieder angekrochen und schicken eine erneute Freundschaftsanfrage raus....und dann werde ich sie warten lassen! HO HO HO!" Der Spacebot war mittlerweile völlig versunken in sein Social Networking. Vor allem für die Umfrage auf Bösewichte.VZ mit dem Titel "Von welchem Superhelden würde ich mich am liebsten besiegen lassen", hatte es angetan.

Tja, hätte der Bot in der Spaceshuttle-Fahrschule mal nur besser aufepasst. Die alte Faustregel im interstellaren Spaceverkehr lautet schließlich nicht umsonst: Jede Sekunde, in der man beim Flug nicht auf den Weltraum schaut, fliegt man 700 Milliarden Lichtjahre blind. So kam es, dass der Bot sein Dimensionstor nach Kutskukuul verpasste, was ihm den Spott aller im Shuttle versammelten Entführten einbrachte. Das brachte des Fass zum Überlaufen. "Ulf, übernimmt du das Steuer. Ich muss die Meute da hinten mal ein wenig züchtigen!" Ulf war Santa Bots Lieblingsrentier-bot. Das liegt vor allem daran, weil es der einzige Rentier-Bot war, den der Weihnachtsbot besaß, denn Ulf war ständig hypernervös. Wegen dieser Fehlprogrammierung musste er dreimal täglich Schaltkreise einnehmen. Freilich konnten sie seine Nervosität und Ängste nur geringfügig zügeln. "Uiuiuiui, w..w.willst du wirklich mimimimich ans Steuer lassen, ich bin doch nicht ganz dicht!" Santa Bot schüttelte auf Ulfs Bemerkung hin nur den Kopf. "In den U Space A haben sie nach all den Jahren des Rassen-Kampfes zum ersten Mal ein Alien zum Präsidenten gewählt, aber einen vernünftigen Hilfs-Bot zu bauen, das ist ihnen anscheinend immer noch nicht möglich..", dachte sich Bad Santa.

Aber immerhin hatte Ulf einen besseren Plan des Universums einprogrammiert bekommen, als man ihn je hätte drucken können. Der Weihnachtsbot war so ziemlich der mieseste Navigator, den man sich vorstellen konnte, völlig orientierungslos, aber zu stolz, um seine Fehler einzugestehen. Das lag größtenteils daran, dass er darauf programmiert war, einmal im Jahr jeden Haushalt im Universum abzuklappern, bis er wieder am Anfang seiner Rundfahrt, den Weihnachtsminen ankommt. Dies benötigte Geduld, Ausdauer und Schnelligkeit, aber nicht unbedingt einen detaillierten Plan des Weltalls, da er ja sowieso überall hin musste. So war es auch kaum verwunderlich, dass er in die komplett falsche Richtung geflogen ist, Ulf hatte jedoch bei weitem nicht genug Selbstvertrauen, um dem angsteinflößenden Bot dessen Fehler auf die Nase zu binden, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass der Weihnachtsbot überhaupt keine Nase besaß. So dauerte der Ausflug ein paar Stunden länger als geplant und jeder langweilte sich beinahe zu Tode, da die Dialoge nur für eine kurze Distanz geplant waren. Ace war trotzdem um Aufklärung bemüht. "Sag mal, Bot...was ist denn nun eigentlich passiert? Ich bin mir absolut sicher, dass das letzte, woran ich mich erinnern kann, ein kegelnder Gockel im Smoking war. Bin ich doof oder nur verrückt?" "Beides, Ace," antwortete der Bot, "aber das sollte eigentlich kein Gockel sein. Vielmehr sollte es eine Weihnachtsgans darstellen, welche Dir eine Vorahnung auf mein diabolisches Spiel, deshalb die Bowlingbahn, vermitteln sollte. Leider hatte der Kostümverleih schon alle Gänse verliehen, deshalb mussten wir mit dem Gockel in Abendgarderobe Vorlieb nehmen." "Okay", sagte Ace, sichtlich zufrieden ob dieser logischen und sinnvollen Erklärung der letzten Ereignisse, "dann wäre ja alles geklärt!".

Nach einer übertrieben langen Fahrt, auf der jeder Beteiligte nochmal seine Hintergrundgeschichte im Gedanken durchging, kam das Shuttle endlich auf dem Planeten der Weihnachtsminen an. Die Minen warfen in diesem Jahr wieder viele Geschenke ab, vor allem die Mundart-Edition von Filips Winchenbachs Klassiker "Ernesto, die lustige Bananenschale" feierte ein großes Comeback und war bei weitem die häufigste Ausbeute. Aber auch die Autobiografie des ehemaligen Kinderstars Elmo Pollard, dessen Karriere den Stoff für eine Tragödie oder einen zynischen Popsong von einem Haufen Spacehipster bieten könnte. Elmo hatte eine seltene Form des Tourette-Syndroms, die bewirkte, dass jedes dritte Wort, welches er äußerte, der Name einer Süßigkeit sein musste, diese Krankheit war bekannt unter dem Namen Togurette-Syndrom. In seiner Kindheit wurde dies noch als niedlich angesehen, jedoch hatte er keine Kontrolle darüber, welche Süßigkeiten er zusammenhanglos durch die Gegend schrie, was die Sponsoren natürlich mit der Zeit allesamt abspringen ließ. Der Erfolg seiner Lebensgeschichte "Als ich Dominosteine aß, erhaschte SCHOKOLADE ich gelegentlich SPACEKULATIUS flüchtige Blicke HMMMM KEKSE von Anmut JA KEKSE!" förderte auch den Konsum von Weihnachtsgebäck, was für die Süßwarenindustrie sowie für die Abspeckcampindustrie ein hübscher Seiteneffekt war.

Der Weihnachtsbot warf Ace und die restlichen Gefangenen in ein dunkles Loch, weil das jeder von ihm erwartete. "Ihr wart also auch alle schon mal hier, richtig?" fragte Ace die anderen Männer und alle nickten, was Ace aber nicht sehen konnte, da das Loch dunkel war. Eine rauchige, verkratzte Stimme antwortete trotzdem: "Ace, bist Du das?" "Ja klar! Und Du, wer bist Du?" Die Stimme brauchte ein paar Sekunden, um antworten zu können. "Erinnerst Du Dich nicht? Ich bin's, Zwerg! Busch ist auch hier, aber der ist gerade auf Toilette!".

Wuschh....da ging auch schon die Spülung. Busch hatte in letzter Zeit starke Probleme, seinen Blattsaft bei sich zu halten. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine, die zu erzählen nicht nur den Rahmen dieses Blogs, sondern auch die Storytelling-Fähigkeiten des Autors sprengen würden. Interessanter ist vielmehr die, wie es Zwerg und Busch in den letzten Spacewochen ergangen ist. Ach, was soll die Lügerei, auch diese Geschichte ist relativ langweilig. Nur soviel: Zwerg schlug sich als Miniatur-Burlesque-Tänzer durch Space Vegas, während Busch seinem eigenen Gras beim Wachsen zugesehen hat. Trotz dieser enttäuschenden Abwesenheitsgründe der beiden Ace-Sidekicks fiel das Wiedersehen herzlich aus. So herzlich ein Wiedersehen in einem Raum, der stockfinster ist, nur sein kann: mittelmäßig herzlich.

"Habt ihr irgend eine Idee, wie wir wieder hier rauskommen?", fragte Ace die beiden, nachdem jeder seinen Welcome-Back Cocktail ausgetrunken hatte. "Nur soviel, die Toilette runterspülen - funktioniert definitiv nicht", antwortete Zwerg trocken. Ace wollte gerade an Zwerg rumschnüffeln, um zu riechen, ob er das nun wirklich probiert hat, als sich ein riesiger Bildschirm einschaltet und der Weihnachtsbot erschien. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "No Grinch References please". Der Bot wartete absichtlich ein paar Sekunden ab, ob jemand einen Lacher oder wohlwollenden Kommentar parat hatte, aber es folgte nur das Rülpsen von Busch, dessen Blattsäfte schon wieder rumorten.

"HOHOHOHOHOR!", schallte es vom Bildschirm. "Na? Wie gefällt es euch in der dunklen Grube?" Die Gefangenen stimmten schnell ab: 31 stimmten für schlecht, 2 stimmten für gut. Zwerg war einer davon, schließlich konnte hier wenigstens niemand sehen, dass er von Kopf bis Fuß mit Kackwürsten geschmückt war. Die Flucht durch die Toilette war nicht seine "finest hour", um es wohlwollend auszudrücken. Der Weihnachtsbot wollte gerade wieder zum Lachen ausholen, da machte es Krach! Und er sank zu Boden. Im Hintergrund stand Ulf, einen Miniaturweihnachtsbaum in der Hand haltend, neurotisch und hibbelig. Tatsache, er hatte seinem Meister eins mitgegeben. "Ich hab die Schnauze voll von ihm. Dauernd diese Gefangennahmen. Schnell Leute, ich mach euch die Tür auf." Was klingt wie ein halbgarer Wendepunkt in dieser ungewöhnlichen Weihnachtsgeschichte sollte allerdings die Lage nur weiter zuspitzen. In seiner Hektik drückte Ulf den falschen Knopf. Dabei war es so simpel: grün stand für "Türe öffnen" und rot stand für "Tür öffnen und Selbstzerstörung der Minen".

Sofort ging die Notfallbeleuchtung an. Die Notfallbeleuchtung war im Endeffekt die normale Beleuchtung, nur dass zusätzlich in der Kantine ein kleines Schild mit der Aufschrift "Achtung Gefahr" zu Leuchten begann. Da momentan in der Kantine nur die unfreiwillige Aushilfskraft Wubwub anwesend war, blieb der Effekt gering. Immerhin, Wubwub war ganz aufgeregt. "Achtzehn Jahre arbeite ich hier", dachte sie sich, "und jetzt sehe ich zum ersten Mal die Notfallbeleuchtung. Zeit für 'nen Sekt."

"Schnell, durch die Tür", rief in der Zwischenzeit Ace. "Wow. Gute Idee, du Superheld", riefen die anderen, die natürlich schon längst durch die Tür geflüchtet waren. Das Geröll der Minen begann zu wackeln. Nicht mehr lange, dann würde der Laden kollabieren.

Die Flucht aus den einstürzenden Geschenkminen glich eher einem Glücksspiel als einer geplanten Rettungsaktion. Kaum hatten sich unsere Helden und der gesichtslose Mob der anderen Gefangenen für einen Weg aus ihrer Misere entschieden, schon flog ihnen zentnerweise das Geröll um die Ohren und sie mussten sich einen neuen Weg suchen. Ace war für diese dramatische Situation nicht vorbereitet, also fiel er schluchzend auf den Boden, um sich seinem, falls nicht doch noch etwas Unvorhersehabres geschehen würde, unausweichlichem Schicksal zu stellen: "Ohhhh, Grundgütiger! Wodurch habe ich das nur verdient??? Bitte, nimm' mein Leben, aber verschone an diesem Fest der Liebe die Seelen meiner Kumpanen! ...weißt du was? Streich das. Greif' dir am besten einen dieser namenlosen Gorillas, die ich erst vor fünf Minuten in einem dunklen Loch kennengelernt habe, aber um Deines Willen, verschone mich!".

Busch griff Ace an dessen Schulter. "Ace, ich glaube, du hast dir gerade selbst beantwortet, wodurch du das hier verdient hast. Es geht nicht darum, wieviele polkolopolesische Dreiviertelgöttinnen du ungestraft abservieren kannst oder wieviele Lovebots du deinen Freunden in der Hochzeitsnacht wegschnappen kannst, es geht darum, dass du mit offenen Augen durch dein Leben gehst und...Moment mal, was ist das für ein Leuchten?" Während Busch in sein flammendes Plädoyer für Mitgefühl und Menschlichkeit übergehen wollte, erschien der Meute ein flackerndes Licht, erst nur leicht blinkend, aber bald schon unübersehbar den kompletten, in sich einstürzenden Tunnel ausleuchtend. Nach einer kurzen Wartezeit, immerhin hatten es alle eilig, erschien ihnen ein Geist. Ace versank weiter im Pathos, denn er hatte eine Vermutung, was auf ihn zukommen sollte. "Geist der vergangenen Weihnacht, bist du's? Bist du hier, um mir eine Lektion zu erteilen? Oh Geist, ich seh' es doch selbst ein, zeig uns einfach einen Weg raus aus diesen Minen!".

Während Ace heulend auf den Minenboden einschlug, was übrigens keinerlei Wirkung zeigte, schaute sich der Geist gelassen um und begriff schnell die prekäre Lage, in der sich die Meute befand. "Ei, gude erstmal. Isch möcht' mich vorstellen, isch bin's, der Sylvester aus'm Westblock...isch bin übrigens tot. Was gibt's denn neues? Ach ja...die Minen kollabieren...sagt mal, warum lungert ihr hier noch rum, haut doch einfach über'n Lüftungsschacht ab!" Jeder, aber wirklich jeder der Gefangenen griff sich ungläubig an die jeweils eigene Stirn (bis auf Busch, der leider keine eindeutig definierte Stirn besaß, weshalb er einen Ast auf Aces Haupt mogelte). Sie sind im Kopf alle Klischees durchgegangen, die ihnen zu Fluchtmanövern einfielen, aber auf die offensichtlichste, den Lüftungsschacht, ist keiner gekommen. "Natürlich, der Lüftungsschacht!" schrie Ace, "Danke, Sylvester! Wer immer du auch bist..."

Glücklicherweise befand sich direkt über der Bande ein Eingang zum Lüftungsschacht und da man sich in dem Südostflügel der Minen befand, in dem hauptsächlich Geschenke für Meisterdiebe und Ventilationsbedarf abgetragen wurden, war es kein Problem, jeden einzelnen binnen weniger Minuten in den Schacht zu verfrachten. So dauerte es auch nicht lange, bis alle wieder unter der Wintersonne des Weihnachtsminenplaneten frei atmen konnten. "Nun," sagte Ace, "das wär's dann wohl gewesen. Wir sind alle wohlauf, es ist Weihnachten und die Geschenke aus den Minen haben diesen Unfall anscheinend auch unbeschadet überstanden." "Naja, ich weiß nicht," lenkte Busch ein, "sollte diese Geschichte keine Moral haben? Immerhin haben Weihnachtsgeschichten immer eine Moral. Du hast deine Lektion aber nicht gelernt und bist trotzdem der Held!" "Busch, natürlich habe ich meine Lektion gelernt. Ich habe begriffen, dass, wenn die dunkelste Stunde anbricht und es kein Licht am Ende des Tunnels mehr gibt, man immer noch auf seine engsten Freunde zählen kann, denn die werden einem bestimmt noch ein schlechtes Gewissen einreden wollen, bevor man in die ewigen Spacejagdgründe eingeht. Danke, Busch! Aber keine Angst, ich vergebe dir, immerhin ist ja Weihnachten. Weißt du was diesem Abenteuer wirklich noch fehlt? Eine Liebesgeschichte!"

Wie auf Abruf schaltete sich Ulf in das Gespräch ein, nachdem er, ungeachtet von allen, die er gerade vom sicheren Ableben bewahrt hatte, am Rand der eingestürzten Minen schluchzte. "Nun ja...wenn meine Geliebte hier wäre, könnten wir vielleicht eine gelungene Weihnachtsgeschichte vorweisen. Aber ich befürchte, sie ist unter diesem Geröll begraben..."

"Ulf, oohhhh, Ulf!" rief eine helle Stimme aus der nahegelegenen Verwaltungshütte, "ich bins, Wubwub!" Wubwub, die Aushilfskraft in der Kantine, schwebte nie wirklich in Gefahr. Nachdem sie genüsslich ihren wohlverdienten Sekt geschlürft hatte, nahm sie einfach die Hintertür aus der Kantine und gelang so über eine Treppe an die frische Luft. Sie wartete besorgt auf ihren Ulf, hatte aber die ganze Zeit über ein unerklärliches Bauchgefühl, das ihr sagte, alles würde wieder in Ordnung kommen. Also verschwendete sie ihre Zeit nicht mit Sorgen, sondern backte lieber Weihnachtsplätzchen für Ulf und die geretteten Gefangenen. Das Bauchgefühl stellte sich später als Segen für die junge Familie heraus, wurden sie doch ungefähr neun Spacerobotermonate später glückliche Eltern eines gesunden Roboterbabys. Ulf und Wubwub nannten das Kind demokratisch Wulfwulf, was auf verschiedene Arten verwirrend war, da es für einige Leute einen zweiköpfigen Werwolf implizierte, für Kenner der Roboternamensgebung aber einfach nur ein unsinniger Hybrid aus einem Männer- und einem Frauennamen war. Nichtsdestotrotz war die Familie glücklich und sollte noch viele Weihnachtsfeste miteinander feiern.

"Siehst Du, Ace", stellte Zwerg fest, "nun haben wir den Salat. Ich dachte schon, dieses Jahr könnte mal ohne Schmalz über die Bühne gehen." "Nah, mach' dir keine Gedanken. Lass uns lieber reingehen, ich glaube, ich rieche Kokosmakipferlsternchen...verfaulte Kokosmakipferlsternchen...igitt, das bist ja du! Naja...ich schätze, in der Hütte wird es auch eine Dusche geben."

Team Ace Jackson wünscht frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Donnerstag, März 18, 2010

Kapitel 6 – Ace Jackson in: Nörgelndes Weib, wo bin ich?

Es war ein Gockel im Smoking. Er war sich sicher, dass das letzte, was er sah, ein kegelnder Gockel in Abendkleidung war. Selbst in seinem zombieähnlichen Zustand war sich Ace Jackson der Absurdität dieser Erinnerung bewusst. Trotzdem verschwendete er keinen zweiten Gedanken daran, weil er erstens der Meinung war, dass zweite Gedanken etwas für Eierköpfe seien und er zweitens gerade aus einem über dreijährigen Tiefschlaf aufgewacht war und das erste, wonach er schaute, ein sprechender Busch und ein griesgrämiger Zwerg waren. Ace hatte sich schon seit Jahren mit komplettem Unsinn umgeben und ein schick gekleidetes Federvieh, möge es noch so gut kegeln können, konnte ihm nicht mehr als ein müdes Lächeln abgewinnen.

Ihm war aber gar nicht zum Lächeln zu Mute. Irgendjemand hatte ein schmutziges Spiel mit ihm gespielt und ihn für über drei Jahre außer Gefecht gesetzt. Nicht nur, dass seine beiden Kameraden nirgends in Sichtweite waren, er hatte auch drei Jahre seiner Lieblingsserie „Garstiger Vater und vorlaute Göre“ verpasst. Jemand musste dafür bezahlen, aber Ace hatte weder einen blassen Schimmer, wo er seinen Rachefeldzug beginnen sollte, noch, wo er sich überhaupt befand. Er drehte sich um und blickte direkt auf ein zwanzig Meter großes Plakat, das freudig exklamierte: „Sie befinden sich auf Kutskukuul!“. Die stark behaarte Familie, die auf dem Plakat einen Kuchen verputzte, schien glücklich über diese Tatsache zu sein.

Ace nahm sein Notizbuch aus der Tasche (er überlegte kurz, seine Notizen auf seiner portablen Spielkonsole zu speichern, befürchtete aber, dass diese in den letzten drei Jahren außer Mode gekommen waren und es noch zu früh sei, sie auf ironischer Basis zu benutzen) und fertigte eine To-Do-Liste an:

1. Herausfinden, wo ich bin

2. Rache

Er schloss sein Notizbuch, starrte zwanzig Sekunden lang entschlossen in die Morgenröte, öffnete sein Notizbuch wieder und machte einen dicken Strich durch die erste Aufgabe seiner Liste. „Der Wetterbericht warnt vor kapitalen Arschtritten“ sagte er in einem tiefen Tonfall, während er sich seine Sonnenbrille aufzog, zuerst bedauernd, dass niemand diesen Spruch hören konnte aber dann doch erleichtert, weil er damit selbst noch nicht hundertprozentig zufrieden war und der Satz noch etwas Feinschliff benötigte. Er überlegte kurz, aber ein besserer Schlusspunkt fiel ihm nicht ein, bevor er sich auf den Weg in die Stadt machte, die am Horizont auf ihn wartete.

Nächstes mal bei Ace Jackson: Sein Tag wird noch schlimmer, als er erfährt, dass „Garstiger Vater und vorlaute Göre“ vor zweieinhalb Jahren abgesetzt wurde!

Samstag, Dezember 23, 2006

Kapitel 5 - Ace Jackson und die wahre Bedeutung von Weihnachten

Der giftgrüne Abendhimmel von Xerosa 19 verdunkelte sich, als die 5 Sonnen langsam untergingen. Die 20 Ventilatoren in Freyon Queyons Apartment schalteten sich nacheinander automatisch ab. Ace stand auf dem Balkon und blickte staunend in die Tiefen der Schwebestraßen, die auf über 70 Ebenen befahren wurde. "Wow, das sind aber viele Straßen, die da übereinander befahren werden." bemerkte er. "Ja, genau 71 Ebenen!" antwortete Freyon. "Also, Ace, was bringt Dich nach Xerosa 19, in die Wohnung Deines alten Weggefährten und Freundes Freyon Queyon, mit dem Du damals zu Zeiten der Eiskremkriege eine Vielzahl an Abenteuern überwältigt hast, zu dem Du allerdings seit diesem regnerischen Novemberabend vor 15 Jahren nicht mehr gesprochen hast?"
"Freyon...ich wollte mit Dir sprechen, jedoch warst Du nie zuhause, wenn ich angerufen habe und wenn ich Dich tatsächlich mal erreicht habe, brach die Verbindung immer sofort ab."
"Xerosa 19 liegt unter einer riesigen Spacebrücke, die Verbindung ist hier immer schlecht..."
"Okay, ich weiß, worum es hier geht. Und es tut mir wirklich leid, dass ich Dir damals Deine Hochzeitstorte weggenommen habe, sie hat ja auch wirklich toll geschmeckt! Aber was hätten Lovebot 3000 und ich denn sonst machen sollen, sie hatte außer ihren Schaltkreisen und äußerst realistischen Nachbildungen humanoider Körperteile (Ace konnte es sich nicht verkneifen, bei diesem Satz hervorgebeugt grinsend drei mal spitzbübisch zu zwinkern) nur das Brautkleid an! Hättest Du gewollt, dass sie so zu McFleischmampf geht? Hättest Du gewollt, dass ich 20 Spacedollar für Menüs bezahle, die uns nicht mal satt gemacht hätten? Hättest Du gewollt, dass sie ihr Kleid mit Senf bekleckert? Kostbaren, goldenen Senf???"

Freyon seufzte. Der Schmerz saß tief. Nach wie vor. Die Hochzeitstorte hätte bestimmt gut geschmeckt. Aber das war nicht der Punkt, der Punkt war, er wurde von seinem Zweitlieblings-Weggefährten aller Zeiten (nach Moby Space-Dick) bitter enttäuscht. Dass die Torte tatsächlich sehr lecker war, verschweigen wir an dieser Stelle lieber...
Gequält wandte er sich an Ace: "Also, Ace, sag schon, was treibt Dich zu mir nach Xerosa, du alter Springinsfeld?"

Ace räusperte sich: "Ähem, Du erinnerst dich an das Kochbuch, dass ich dir mal geliehen hab?" - "Was?" - "Kochbuch" - "Du bist wegen einem Kochbuch hier?" - "Ja. Kochbuch"

Freyon konnte es nicht glauben. Das war ungefähr vor zwanzig Spacejahren! Statt einer Entschuldigung brachte dieser Ace Jackson nur wieder eine neue Demütigung.

"Wieso brauchst du es? Gibt es keine Hochzeitstorten mehr, die du klauen kannst, Ace?"

Ace war es peinlich, zuzugeben, dass er ein Kochduell gegen einen Halbgott bestreiten wird, sich bisher aber noch überhaupt keine Gedanken gemacht, was er überhaupt kochen solle.
Zwergs Idee, Spaghetti mit Ketchup, überzeugte ihn wenig. Bush schlug gegrillte Spaceblattläuse vor, aber eigentlich nur, weil er noch einige offene Rechnungen begleichen wollte.

"Weißt Du, ich organisiere gerade eine kleine Party mit all meinen Freunden, deshalb bräuchte ich dieses Kochbuch wieder. Diese Eutrotregischen Schlurzquappen waren immer tolle Snacks!"

Ace war zufrieden mit seiner Ausrede. Er war besonders stolz darauf, den Namen eines Gericht erinnert zu haben. Was er leider nicht mehr wusste, war, dass Eutrotregische Schlurzquappen...

"...gar keine Snacks, sondern vielmehr ein Hauptgericht ist! Entschuldige meine schlechte Grammatik, aber hier ist doch etwas faul!"

Tatsächlich war der Schlamm-Salat, den Busch schon einige Tage mit sich schleppte, schon längst verfault, aber keiner hatte das Herz, es ihm zu sagen. Er nannte ihn Tröpfi.

Ace begann stirnrunzelnd an Busch rumzuschnüffeln. Das machte er um so zu tun, als würde er erst jetzt, als er das Wort "faul" gehört hat, bemerken, dass wirklich irgendetwas faul ist und dass es wohl aus Buschs Richtung kam. Busch verstand diese Anspielung leider nicht. Ace wusste, seine Seitenhiebe mussten zwingender kommen, damit Busch sich endlich von seinem Schlamm-Salat trennen würde.

Freyon, voll bedient von den neuesten Acelügen nutzte diesen allgemeinen Zustand der Verwirrung rund um Team Ace für einen Anruf auf dem Spaceomofon.
(Das Spaceomofon ist eine Weiterentwicklung des Telefons. Allerdings ist der Name das einzige, dass wirklich weiterentwickelt wurde. Irgendwie muss der ja fescher klingen im 23. Jahrhundert.)

"Hallo, Freyon hier. Bitte geben sie mir den für diesen Sektor zugeteilten Weihnachtsbot!----Guten Tag, suchen sie eigentlich noch Arbeiter? Ich hätte hier ein paar unfreiwillig freiwillige Helfer für das Fest der Libelle---Ja, Liebe, Ich meine Liebe."

Zwerg zappte mittlerweile durch die Kanäle im Fernseher (der sich übrigens kein Stück weiterentwickelt hatte, ganz im Gegenteil, es wurden wieder vermehrt Röhrenbildschirme hergestellt, Puristen waren der Meinung, Plasmafernseher seien einfach "zu kalt", würden "das Feeling nicht richtig rüberbringen" und es bräuchte sowieso niemand so viel Platz im Wohnzimmer, die paar Röhren würden die Familie doch nur noch näher zusammenbringen. Puristen waren allerdings auch meistens ziemlich arm und träumten nachts von einem schönen, neuen Plasmabildschirm, allerdings konnte sie niemand weinen hören, da das Fiepen ihrer Fernseher oftmals das ganze Haus beschallte. Selbst der gute Schwarzwert der Röhrenfernseher konnte sie nicht darüber hinwegtrösten, keine riesige Sportbar mit bemerkenswerten Exponaten, einer geschmackssicheren Auswahl an Drinks und einem überdimensionalen Plasmafernseher zu besitzen. Tatsächlich fanden Forscher im 25. Jahrhundert heraus, dass
das ganze Gerede um "Winterdepressionen" oder "Midlife-Crisis" ausgemachter Quatsch ist, oftmals geht es einfach darum, dass man keine Sportbar besitzt, in der neunten Klasse von Elfriede Müller sitzengelassen wurde oder Hausverbot in der Sportbar von Elfriede
Müllers Ehemann hat).

"Jedes mal, wenn hier eine Glocke klingelt, erhält ein Engel seine Flügel!" hörte Ace aus dem Fernseher (siehe oben).

"Oh, ich kenne diesen Film! Ist das etwa so eine Geschichte, dass ihr hier auf Xerosa jetzt gerade eine Fernsehübertragung empfangen könnt, die vor 250 Jahren auf der Erde gesendet wurde und die Signale so lange brauchen, um bis zu diesem Planeten vorzudringen? Das hab ich mal bei Galileo gesehen!"

"Das ist völliger Blödsinn. Selbst wenn wir eure langweiligen Erdenprogramme empfangen könnten, würden wir trotzdem noch das beliebte "Ist das Leben nicht schön?"-Remake von Howard dem Wanderfalken schauen. Eure Version hat ja nicht mal die Szene mit dem explodierenden Weihnachtsraumschiff..."

In diesem Moment fiel auch Ace auf, dass George Bailey nicht von James Stewart, sondern von Johnny-Boy Froox, einem grünen, froschähnlichen Jüngling von Queggo IV, gespielt wurde. Ace schüttelte den Kopf.

"Hach, die Klassiker sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Das stinkt mir!"

Er blickte rüber zu Busch, der den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstand und Tröpfi in der Zwischenzeit mit Weihnachtsplätzchen gefüttert hatte.

Doch viel Plätzchen waren Tröpfi nicht beschieden. Durch ein lautes Spacesignal, dass ein Türpochen simuliert, machte der Weihnachtsbot auf sich aufmerksam.

Ace rülpste. "Freyon, was läuft hier? Hast du mich etwa an die Weihnachtsbots verraten, die mich gleich zwingen werden, auf ihren Weihnachtsgeschenk-Minen für sie zu arbeiten? Ach, übrigens, das ist jetzt der völlig falsche Zeitpunkt, aber hast du mein Kochbuch schon gefunden? Und ist euch schonmal aufgefallen, dass immer, wenn man merkt, dass etwas riecht, es immer ein schlechter, fauliger Geruch ist?"

Die letzte Frage ging an Busch. Doch der war gerade damit beschäftigt, Tröpfi das Reden beizubringen. "Nein, das ist ein Doppellaut ü, das wurde im Jahre 2525, in dem der Mensch immer noch alive war, eingeführt. Man spricht es so aus: müüüüüf-ha. Das ha ist ganz wichtig, es muss regelrecht dahingehaucht...he, wer hat den Weihnachtsbot reingelassen???"

Freyon war es. Was nun folgt ist ein lustiger Kampf zwischen den Weihnachtsbotschergen und Team Ace, der aufgrund mangelnder Fantasie und Motivation des Autors nicht weitergegeben werden kann. Interessant ist, dass die Gegner nicht direkt gegeneinander kämpften sondern ihre Pokémons. Da Ace seines allerdings nie mit magischen Steinen weiterentwickelt hatte und dieses nur eine einzige Attacke namens "Paralyse-Atem" drauf hatte, war der Kampf schnell beendet.

Unsere Helden fanden sich in einem Weihnachtsshuttle wieder. Zusammen mit ein paar anderen armen Gestalten, ging es nun Richtung Weihnachtsgeschenk-Minen. "Ob er das Kochbuch gar nicht mehr hatte?", fragte sich Ace. "Nein, ich glaube nicht." antwortete Zwerg mürrisch.

Freyon lief in seiner Wohnung auf und ab. Sein Gewissen quälte ihn. Ace war ein Mistkerl, wie dieses scheiß Gollums-Viech aus Herr der Ringe. Aber irgendwie auch aufrichtig und kühn, wie dieses scheißdrecks Gollums-Viech, dieses elende...
Ob er richtig gehandelt hatte?

Freyon befragte seine magische 8er-Kugel. "Frag später nochmal" war die wenig befriedigende Antwort, die ihm die Kugel mitteilte. Er setzte sich hin und blickte teeschlürfend auf seine Weihnachtsdekoration, die ihm dieses Jahr wirklich sehr gelungen war (Globo-Superbuy hatte die Preise für Weihnachtsstimmung reduziert). Im Hintergrund lief Stevie Wonders "He's Misstra Know-It-All". "Hihi." dachte sich Freyon, "Dabei wusste die Kugel doch gar nicht alles."

5 Minuten und 9 Kokosmakipferlsternchen später war er auf dem Weg. Er hatte einen Job zu erledigen und diesmal war's persönlich.

Die Weihnachtsgeschenk-Minen hörten sich um einiges wundervoller an, als sie es wirklich waren. Sie waren vor allem dunkel und dreckig. Das Arbeitsklima, davon abgesehen, dass es in den Minen verdammt heiß werden konnte, war trotzdem immer sehr angenehm. Sylvester aus dem Westblock organisierte jedes Jahr eine Weihnachtsfeier mit allem was dazu gehört, inklusive Wichteln. Er war ein echtes Organisationstalent und selbst, wenn er mitten in den Vorbereitungen für die Feier steckte, half er immer noch seinen Kollegen, wenn diese z.B. keinen Schimmer hatten, was sie ihrem zugelosten Gewichtelten schenken sollten. 'Vester kam mit allen klar, wurde regelmäßig dazu eingeladen, mit den Familien seiner Kameraden schick essen zu gehen und kannte selbst alle Doppelnamen von Philetus Leffels 14 Kindern. "Die Jungs, die sind mein Team" pflegte er zu sagen, "brauche mer gar net lang drübber zu schwätze. Da sin se alle fürenanner da." Er leitete ausserdem das beliebte Freizeitprojekt "Töpferei leicht gemacht", in dem er mit seinen Männern viele der Blumentöpfe, die (zusammen mit ihrem Inhalt) den Arbeitsplatz verschönern sollten, selbst herstellte. Er hatte auch bis vor kurzem ein Barbershop-Quartett, dass den Kollegen den einen oder anderen samstäglichen Kneipengang verschönerte, allerdings fühlte sich Barry, der Bariton (seltsamerweise kam niemand darauf, ihn mit "Barryton" anzusprechen, was, so dachte Barry, eigentlich naheliegend sei, da er Barry hieß und Töne machte. Und Bariton war.) unfair behandelt, da sich sein Teil der Show meistens auf Tanzeinlagen und heitere Einzeiler zwischen den Liedern beschränkte (sie waren sich alle einig, dass er ihnen dort am ehesten helfen könne). Er hörte bei dem Quartett auf und gründete seine eigene Gesangstruppe, "Barry & the Barry-Tones", ein Name, der überall für Verwirrung sorgte, da in seiner Begleitgruppe kein einziger Bariton zu finden war. Nachdem er seine Gruppe wegen "künstlerischen Differenzen" (der junge Chucky Boy P. Masterson, der vor allem durch seine nächtlichen Streifzüge durch die Billardhallen und seine übertrieben auffällige Pomadenwelle auffiel, wagte es während den Proben Barbershop als "ein Ding von gestern" zu bezeichnen) auflöste, kam er wieder zu Syl zurückgekrochen und fragte ihn, ob er nicht wieder einsteigen könnte. "Gar kein Thema" antwortete dieser, "setze mer uns gleich nach'm Urlaub zusamme." Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen und auch das traditionelle Weihnachtsfest mit Wichteln fiel dieses Jahr aus, da Sylvester bei Minenarbeiten im Nordblock (er wollte seinen Kollegen helfen, die Probleme mit der Schleifenschaufel hatten) von einer großformatigen Hardcover-Gesamtausgabe von Filips Winchenbachs abenteuerlicher Comicserie "Ernesto, die lustige Bananenschale" erdrückt wurde. Es war ein trauriger Tag, als seine ehemaligen Mitarbeiter und Freunde Syls Gehirn zum Müll brachten. Biotonne, stark und männlich aber dennoch umweltverträglich, so wie er es sich gewünscht hätte. Es flossen Tränen, als "die Jungs" darüber reminiszierten, wie 'Vester mit eben diesem Gehirn oftmals Sätze und Wortkombinationen von solcher Pracht und Fantasie schuf, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als zu applaudieren. Ihm selbst war dies eher peinlich, mit "Da gabs schon ganz annere" versuchte er dann immer, wieder Ruhe in die Runde zu kriegen.
Keiner wollte darüber reden, aber jeder dachte, dass die Trauerfeier um einiges erträglicher gewesen wäre, wenn es sich nicht um die "normale" Ausgabe von "Ernesto" gehandelt hätte, sondern um die Mundart-Edition. "Schau an" hätte man dann gesagt, "ist doch irgendwie ironisch."

Jedenfalls nahm Ace nun den Arbeitsplatz Sylvesters im Westflügel ein. Es muss eigentlich auch nicht näher auf seine Arbeit dort eingegangen werden, denn außer arbeiten tat er nicht viel (er hatte Angst vor dem großen Roboter, der eigentlich nur da war, um die Arbeiter zu motivieren. Die Peitsche, die er stets in den Händen hielt, ließ sich auf einen simplen Indy Jones-Komplex zurückführen) und in der Arbeit war er miserabel (alles, was er von Zeit zu Zeit freischaufelte, waren ein paar Physik-Baukästen, bei denen die Batterien fehlten), also sollten wir lieber gleich zu dem Punkt springen, an dem Freyon von Gewissensbissen geplagt in die Miene eindringt, um seinen alten Kumpel Ace zu retten.

...und plötzlich, ohne Vorankündigung, explodierte eine Wand, hinter der niemand geringeres als Aces alter Kumpel Freyon stand! Bewaffnet mit Rauchbomben (die nicht viel brachten, Freyon aber eine mysteriöse Aura verliehen) und einer Kettensäge (die die ganze Geschichte mit der mysteriösen Aura etwas ausbalancierte) rief er nach Ace. "Ace! Ich rufe nach Dir! Können wir uns die ganze Versöhnungsgeschichte für später sparen, ich muss noch den Spacetoffelsalat fertig machen und Dich aus dieser Mine befreien..."

In diesem Augenblick senkte sich von der Decke ein riesiger Plasmabildschirm , auf dem der Oberweihnachtsbot zu sehen war. "Ho. Ho. Ho. Ich glaube, ich habe mich verhot, äh, verhört. Bei Santa-C14U5 kündigt man nicht so einfach, ich habe wasserdichte Knebelverträge, die das für mich klar machen. Wenn Du jetzt kündigst könntest Du frühestens...aber warte. Ich kann Dich auch hier behalten und jetzt ein wenig Spaß haben. Also gut, es gäbe schon einen Weg, wie Du hier früher rauskommen könntest. Du müsstest allerdings, den teuflischsten, schwierigsten, verzwickt vertracktesten, kniffligsten, weihnachtlichsten, teuflischsten Parcours aller Zeiten meistern, in dem jede Aufgabe etwas schwieriger als die letzte, aber trotzdem noch zu packen ist, bevor Du dich dann in einem finalen Kampf mit mir, Überbringer der Geschenke und Hüter aller Weihnachtsgeister, messen musst. Ho ho ho, was sagst Du nun?"

Unsere Helden waren bereit, die Herausforderung anzunehmen. Nur Buschs Enthusiasmus schien irgendwie gebremst zu sein. "Also, ich weiß ja nicht...Tröpfi meinte gerade, dieser Typ müsse ziemlich mächtig sein, wenn er einen ganzen Feiertag nach sich benennen konnte..."

Ehe sich Ace, Zwerg, Busch und Freyon versehen konnten wurden sie in schmucke, atmungsaktive Sportleibchen gesteckt.

Nun sahen sie das erste Mal den Parcours. Der Anblick war schauderhaft. Man sah Laser-Guillotinen, fliegende Kampfpiranhas und wütende Schwiegermütter. Letztere waren zwar ungefährlich, gaben aber jedem der Anwesenden ein beklemmendes Gefühl.

Dahinter warteten vegetarische Oger (die ihren Vegetarismus umgingen, indem sie "Fleisch" einfach als "Gemüse" definierten), die zwei Vampire aus Kerkerflucht (sie brauchten dringend Geld. Fürwahr, es sah schlecht aus um die beiden himbeerschnapssüchtigen Kinderschrecks) und die Teile aus Half-Life, die einem immer an den Kopf springen wollen.

Die dritte und letzte Barriere aber war am schauderhaftesten. Denn dort wartete Team Dunkel-Ace. Die böse Kehrseite unserer Heldenvereinigung. Die Abgründe der eigenen Seele wurden vergrößert, wie die Zeugen Jehovas obskure Halbwahrheiten vergrößern. (Ein interessanter Fakt, ist, dass das Schiff von Team Dunkel-Ace nicht mit Diet Coke, sondern mit durchsichtiger Pepsi angetrieben wurde).

"Oh nein", dachte sich Ace, "eine der Schwiegermütter kenn' ich persönlich."

Doch so weit sollte es nicht kommen. Stattdessen passierte etwas Verrücktes (natürlich passiert in Aces Odyssee ständig etwas Verrücktes, ein Parcours mit vegetarischen Ogern bietet geballte Verrücktheit für drei Douglas Adams-Romane).
Team Ace jedenfalls, dass sich schon so an Tröpfis Gestank gewöhnt hatte, merkte vor Furcht nicht, wie die Duftlinien des zu Leben erwachten Schlamm-Salates sich langsam ihren Weg durch die schlecht belüfteten Räumlichkeiten der Geschenkminen bahnten (die Linien sahen etwa so aus: ~~)

Nach und nach erwischte es jeden. Die Guillotinen, die Oger, die Vampire,Team Dunkel-Ace, alle brachen sie unter dem furchtbaren Gestank Tröpfis zusammen. Am Ende sogar die Schwiegermütter (deren exzessiv benutztes Parfum "Rosenhurz" führte einen langen Kampf gegen die Gestanklinien, doch letztendlich fraßen die Gestankduftlinien die Parfumduftlinien einfach auf).

Der Parcours implodierte bevor Ace auch nur einen Finger gerührt hatte. Zwerg, der vor dem Parcours noch schnell auf Toilette musste, kam zurück, zog sich seinen Hosenstall zu und fragte: "Hab' ich was verpasst?"

Freyon war froh. Er hatte Team Ace gerettet. Hatte er aber nicht. Sein Leben war eine einzige Lüge. In Wirklichkeit hieß er Noyerf und war Holzfäller aus dem Nordkapplaneten. Doch das ist eine andere Geschichte.

Der Weihnachts-Masterbot seufzte. "Ach, Weihnachten ist wirklich nicht mehr das, was es mal war. Den Leuten geht es nur noch um Konsum, die wahre Bedeutung von Weihnachten ist völlig verloren gegangen. Und was ist nur mit meinen Ogern los? Ihr könnt gehen, ich bin viel zu deprimiert um..." Der Bot blickte auf seinen Parcours und bemerkte, dass ihm schon längst keiner mehr zuhörte. Team Ace war auch schon seit ein paar Minuten wieder in Freyons Wohnung auf Xerosa 19.

"Das hat Spaß gemacht!" stellte Ace fest, "Ach ja, danke, Freyon, dass Du uns doch noch gerettet hast."

"Tja, das ist wohl der Geist des Weihnachtsfests. Man sollte seine Freunde nicht an sklaventreibende Weihnachtsbots ausliefern, das ist einfach nicht richtig. Egal, wie sauer man auf diese Person ist und egal, wie sehr einem dieser Jemand geschadet hat, am besten, man steckt erstmal zurück, trinkt einen Schluck Eierlikör und singt ein frohes Weihnachtslied. Das ist die wahre Bedeutung von Weihnachten! Denn Rache ist...böse und jedes Kind, das nicht glücklich ist, verdient keine Geschenke!"

Plötzlich fing der Schlamm-Salat an, zu blubbern. "Blubb blubb" waren die ersten Laute, die er von sich gab, doch es sollten nicht die letzten sein. Auch Ace und die anderen sangen sofort mit:

"Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
glücklich sind Deine Blätter
Du lachst nicht nur zur Fröhlichzeit
nein, auch wenn mal ein Baby schreit
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum
find' ich super von Dir"


Freitag, November 24, 2006

Kapitel 4 - Ace Jackson geht dalli dalli aufs Ganze in der großen Kerkerflucht

"Auf nach Narelda!" sagte er und lehnte sich in seinem Kapitäns-Sessel zurück, machte es sich so bequem, wie man es sich in einem IKEA-Schiff machen kann und war kurz davor, wegzudösen. Doch plötzlich machte ihn sein Magen auf etwas Schreckliches aufmerksam: Seit seiner Abreise hatte er keinen Wurstsalat gegessen!

Schlafen konnte er so nicht, also ging er gähnend in Richtung Schiffsbaderaum und wollte sich ein Bad einlassen. Mit halbgeschlossenen Augen schaute er nochmal auf seine schlafenden Gefährten: den kleinen wundersamen Allzweckübersetzungszwerg und den buschigen, raschenlden,...leckeren...Wurstsalatbusch!? Ace's Hunger hatte seine Sinne beeinträchtigt, wie zuletzt gerade eben, als er dachte, sein Raumschiff hätte ein Badezimmer...

Das Glas Wasser war längst übergelaufen. Außerdem war es auf den Boden gefallen und zerbrochen. In diesem Moment bemerkte Ace, bedingt durch den horizontalen Standpunkt, den er nun seit 0,739 Sekunden hatte, dass sein Shuttle außer Kontrolle geraten war. Sein Hunger hatte ihm wieder einmal einen Streich gespielt, das Schiff besaß gar keinen Autopiloten! Ace stand auf und rannte ins Cockpit. Doch es war zu spät: Die drei tapferen Helden waren schon längst in einem plasmamagnetischen Sturm gefangen! Ace versuchte noch, dagegen zu steuern, musste sich dann allerdings fragen, gegen was er da eigentlich steuert.
Das Letzte, was er sah, bevor er ohnmächtig wurde, war eine halbvolle Packung Kaugummis. Hätte er auch an seinem Hinterkopf Augen gehabt, wäre ihm eventuell der um einiges bedeutsamere Spaceballschläger aufgefallen, der ihn nun dort traf, wo sein hypothetisches zweites Augenpaar unter Umständen zu finden gewesen wäre.

Er wachte in einer dunklen Kammer auf und hatte fürchterliche Kopfschmerzen, aber glücklicherweise kein blaues Auge.

"Busch? Zwerg?" - keine Antwort. Ace fragte sich in diesem Moment, wieviele Weltraumfahrer vor ihm schon einmal in einer dunklen Kammer nach einem Busch namens Busch oder nach einem Zwerg namens Zwerg gerufen hatten.

Ace rappelte sich auf lief in der Dunkelheit auf und ab und sparch im geschwollenen Ton: "Unsere Helden - getrennt! Gefangengenommen und überrumpelt. Ist das das Ende? Oder kann sich Ace Jackson, kühner Kämpfer und Koch, sich und seine Freunde noch retten?"

Wäre Ace's Seh-Sinn genauso scharf wie sein Sinn für
dramaturgische Reden, dann hätte er vielleicht den Teller Wurstsalat gesehen, der ihm über eine kleine Öffnung an der Wand reingeschoben wurde. Dann wäre er auch bestimmt nicht reingetreten.
So jedenfalls hatte die Portion Wurstsalat, die Ace auf einen Happen runterschlürfte eine unverkennbare Space-Kaugummi-an-Space-Schuhsohle- Note.

Nach einer weiteren Spacestunde (eine Spacestunde entspricht 60 Erdminuten) meldet sich eine Stimme durch einen kleinen Lautsprecher.
"Ace Jackson. Wir kennen dich, aber du kennst uns nicht. Du willst ein pangalaktische Kochduell gewinnen, aber wir fürchten, dass können wir nicht zulassen."

"Seid ihr Sukubus' Handlanger?" fragte Ace naiv.

"Nein." Der Lautsprecher schaltete sich knackend aus. "Verdammt!" hörte Ace noch jemand laut hinter der Wand fluchen.

Plötzlich öffnete sich die Tür und hinter ihr leuchteten riesige Scheinwerfer in allen möglichen Farben (bis auf Braun, welches von vielen Kerkerbetreibern als "zu deprimierend" empfunden und daher ausgesondert wurde, was allerdings keinen großen Unterschied macht, da der durchschnittliche Spacekerker nur äußerst selten von bunten Scheinwerfern durchleuchtet wird.) Ein Mann mit zwei Gesichtern und drei grinsenden Mündern lief die Showtreppe herunter.

Ace ertappte sich dabei, wie er zum Showtreppen-Runterlauf- Jingle mit dem Fuß im Takt mitwippte. Mann, diese Melodie war aber auch eingängig.

Der Moderator verbeugte sich vor einem imaginären Publikum: "Danke, Danke. Herzlich Willkommen bei "Kerkerflucht", die Show, die dich frei macht. Meine Kandidaten sind heute Team Ace Jackson, eine Vereinigung von Raumfahrern und Antihelden, Big Willie B, ein drogenschmuggelnder Ganove ohne Freunde, dafür mit einem hässlichen Moustache, sowie diese Gruppe sowjetischer Synchronsportler, die als haushoher Favorit ins Rennen gehen. Wer macht das Rennen in die Freiheit? Spaß und Spannung ist garantiert!"

Busch und Zwerg gesellten sich zu Ace. Zwerg schien sich in seiner Zelle die gesamte Dröhnung "Extrasüßer Classic Zucker" gegeben zu haben. Hyperaktiv war gar kein Ausdruck für den Zustand, den er gerade inne hatte. Aber vielleicht kann man das ja noch zu seinem Vorteil nutzen, dachte sich Ace.
Er kannte diese Shows aus dem japanischen Fernsehen. Die waren ziemlich fies. Aber er hatte immer riesigen Spaß vorm Fernseher. Hehe, diese verrückten Japaner....

"Die Regeln sind einfach, nach jeder Runde scheidet ein Teambeziehungsweiseeinzelkämpfer aus, bis wir am Ende einen Gewinner haben...mögen die Spiele beginnen!"
Wieder ertönte dieser megacoole Jingle.

Nach ein paar Scherzen auf Kosten der Kandidaten ging es auch endlich los mit dem ersten Spiel. Obwohl Ace vor Todesangst kaum gerade stehen konnte, war er auch irgendwie gespannt, welche lustigen oder spannenden Spiele sich die Leute von "Kerkerflucht" heute ausgedacht haben.

"Oh, diese gewitzten Teufelskerle.", dachte sich Ace. "Diese Teufelskerle." Ausserdem dachte er sich "So kommen die also an ihre Kandidaten ran", "Nach dem Wurstsalat könnte ich auch einen Nachtisch vertragen", setzte diesen Gedankengang mit "Vielleicht ein Schokopudding" fort, ging mit "Hmmm, Schokopudding, leckerer Schokopudding. Mit Vanillesoße!" ins Detail, stimmte nickend mit "Ja! Vanillesoße!" zu und überlegte am Ende noch, wie er aus diesem Schlamassel lebendig herauskommen sollte.

"Unser erstes Spiel...das Schicksalslabyrinth mit dem erbarmungslosen Kerkerwächter!"

"Oh, das klingt spannend!" sagte Ace, im Gedanken der redaktionellen Leitung von "Kerkerflucht" auf die Schultern klopfend. Keiner konnte dem widersprechen.

"Die Regeln sind einfach: man muss sich so schnell wie möglich im Labyrinth ver..äh...ich meine man muss so schnell wie möglich das Labyrinth durchqueren und am wirklich erbarmungslosen Hausmeister....äh, Kerkerwächter vorbei. Wer das nicht schafft, oder aber als letzter ankommt, der ist draußen. Also, ich meine, im Kerkerfluchtsinne bleibt er drinnen, also im Kerker, aber im Spielsinne...."

Ace schaute auf seine Spacebanduhr. Der Kerl redete jetzt schon seit 10 Minuten über dieses Labyrinth und alle langweilten sich. Naja, bis auf die russischen Synchronsportler, die dehnten sich warm.
Wow, das sah professionell aus. Um den Junkie machte er sich keine Sorgen, aber Ace brauchte einen Plan für diese elastischen Sowjets.

Da kam ihm eine Idee, die er aus seinem Lieblingsspiel, "Das verschickte Labyrinth" hatte.
Er wandte sich zu Busch und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Dann fiel der Startschuss. Die russische Gruppe erwischte einen Blitzstart, doch nach der ersten Gabelung schnappte Aces' teuflische Falle zu. Die Gänge waren sehr eng, also setzte er Busch als mobile Sackgasse ein. Eine Meisterleistung der Fallenstellkunst und Einengungskunst. Falls es so etwas gibt.

Dann rieb Ace sich die Augen: Verkaufte der Junkie da gerade während dem Spiel Zwerg eine Portion Zucker?

Warum tat er dies? Würde er als Junkie nicht viel eher selbst seinen Zucker konsumieren? Aber das war Ace egal, er machte sich Sorgen um seinen Freund.

"Zwerg, komm' schon, wir haben nicht ewig Zeit!"

Er befürchte, Zwerg würde nun endgültig an den Drogen zugrunde gehen und mit dem Leben bezahlen.

"Nun mach endlich hin, Zuckerzwerg, oder wir fliehen ohne dich!"

Okay, er machte sich nur Sorgen um sein eigenes Leben. Durchaus verständlich, wenn man Kandidat in der Gameshow mit der höchsten Kandidatensterberate diesseits von "Der Preis ist heiß 2: Der Preis ist verdammt noch mal zu heiß!!!" ist.
Aber Ace könnte seine Drohung nie wahrmachen, dafür war ihm Zwerg mittlerweile zu sehr ans Herz gewachsen, außerdem könnten sich seine Dolmetscherfähigkeiten auf Aces Reisen als sehr nützlich erweisen. Und sein Kopf bot sich als Ersatztisch an.

Zum Glück war Zwerg ein...Zwerg und nicht sonderlich schwer, weshalb Ace ihn problemlos tragen konnte. Busch schlich sich mittlerweile unbemerkt weg und hinterließ ein vollkommen verwirrtes sowjetisches Synchronschwimmerteam.

Als nächstes war der Kerkerwächter dran, der vor dem Ausgang konzentriert seine Runden lief. Wieder erwies sich Busch als äusserst hilfreich, er bot Ace und Zwerg eine Gelegenheit, sich zu verstecken und alles völlig normal erscheinen zu lassen. Hinter dem Rücken des Wächters schlichen sie völlig lautlos, Stück für Stück zum Ausgang.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Kerkerwächter von "Kerkerflucht" zwar körperlich beeindruckend, aber nicht unbedingt besonders schlau sind, sonst wäre diesem Exemplar sicherlich aufgefallen, dass ein saculesischer Busch in einem solchen Kerker eigentlich nichts zu suchen hatte. Jedoch war dieser Wächter an diesem Tag auch ziemlich deprimiert, seine Freundin hatte gerade vor zwei Stunden mit ihm Schluß gemacht. "Lightning, wir passen einfach nicht zusammen. Ich will auch mal ins Theater gehen oder über Voltaire diskutieren, alles, was du willst, ist "rummachen". Du bietest mir einfach keine intellektuelle Herausforderung, es ist aus! Lightning, es ist aus!"
Alles, was ihm dazu einfiel, war "Hö?".

Während der Kerkerwächter noch überlegte, ob er jezt sein Leben versaubeutelt hatte und was für ein lustiges Wort das Wort "versaubeutelt" doch eigentlich ist, witschte der Moustache- Junkie ihm noch durch. Dann fiel der Vorhang im Labyrinth und die zwei Typen , die den Scheinwerfer bedienten wandten sich und ihre coolen Spots wieder dem Moderator zu:

"Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt! Es folgt: Die absolut coole Hütte der absolut heißen Hexe. Ein Junkie gegen drei Antihelden, wer macht das Rennen in die Freiheit? Sehen sie mehr nach einer kurzen Werbeeinblendung."
Der Moderator brauchte anscheinend eine Pause. Er bekam plötzlich nervöse Zuckungen im Gesicht. Es scheint, als habe er nicht mit diesem Ausgang der Prüfung gerechnet.

(Werbeeinblendung: Junge spielt Ball. Sprecher aus dem Off spricht ihn an.
Sprecher: Hallo Timmy
Timmy: Hallo, Mr.
Sprecher: Sag mal, Timmy, hast du auch so einen Kohldampf, wie ich gerade?
Timmy: Nein, Mister, ich habe erst gerade....
Sprecher: Ja? Dann habe ich hier genau das Richtige für dich!
Timmy: Sir, ich glaube, ich spiele jetzt lieber weiter....
Sprecher: (Stimme wird eindringlicher) Frittierte Froststäbchen! Jeder mag Froststäbchen!
Timmy: Ich habe Angst, bitte hören sie auf!
Nackte Frauen kommen auf die Bühne und tanzen mit Timmy, der während des letzten Cuts plötzlich viel älter und tanzfreudiger aussieht.
Timmy: Mann, diese Froststäbchen sind erste Sahne! Danke, Mr! Und jetzt lasst uns FEIERN!
Werbung Ende.)



Nun strahlte der Moderator förmlich, was aber auch daran liegen könnte dass er in der Werbepause ein Sudoku-Rätsel gelöst hat, an dem er vorher verzweifelte. "Unsere Regeln sehen eigentlich nicht vor, dass wir ein ganzes Team aus drei Mensch..äh...Kreaturen gegen einen Einzelnen antreten lassen können. Und außerdem kann unser unglaublicher Sinn für Recht und Fairness solch eine Überzahl- Situation nicht zulassen. Los, bindet sie zusammen!"

Bevor sie sich weigern konnten, wurden Ace und der Zwerg mit Universalzwirn 2000 (extrasicher) zusammengebunden und Busch mit Sekundenkleber auf den Zwergenschädel geleimt. Schließlich wurde den Dreien noch ein grosser flauschiger Pullover übergezogen.


"Ja, so ist es besser!", sagte der Moderator erleichtert. "Auf zum nächsten Spiel!"

Ein Tor öffnete sich und dahinter sahen die Kandidaten den Fuß eines kleinen Berges. Der Moderator erklärte die Regeln:

"Ziel dieses Spiels ist es, den Gipfel dieses Berges zu erklimmen, der von einer fiesen, alten Hexe bewohnt wird."

Diese "fiese, alte Hexe" war eigentlich gar keine fiese, alte Hexe, sondern die Schauspielerin Glorkiette zu Husenschorz, die, nachdem sie für ein paar Jahre in den 4130er Jahren sehr erfolgreich war, einen regelrechten Absturz erlebte. Einige führen das auf ihre von den Medien hochgespielte Affäre mit dem Zuckerbaron Drago Grrrrrr zurück, die meisten sehen den Grund dafür allerdings in der Einführung der neuen Filmtechnik "Smell-o-vision", die es dem Zuschauer erlaubte, die Schauspieler nicht nur zu sehen, hören und seelisch einzunehmen, sondern auch zu riechen. Niemand wollte mehr mit Glorkiette zusammenarbeiten, auch Drago verließ sie, nachdem sie ihn auf einer Dinnerparty als "Drago Grrrrrrr" vorstellte. Sie hatte nicht mal mehr Geld, um Futter für ihren Haustierdrachen zu kaufen. Dieser versuchte dann vor lauter Hunger, seine Herrin aufzufressen. Zum Glück konnte sie sich den Weg aus seinen 12 Mägen ins Showbusiness zurückkämpfen. Sie hatte zwar nicht die dankbarste Rolle der Galaxis, bekam aber wenigstens genug Geld, um ihren Drachen einzuschläfern. Diese Geschichte hat allerdings nur wenig mit den Spielregeln von "Die absolut coole Höhle der absolut heißen Hexe" zu tun.


"Auf dem Gipfel angekommen, müssen die Kandidaten der Hexe ihren Kochlöffel abluchsen. Wer zuerst wieder hier unten angekommen ist und den Kochlöffel in der Hand hält, hat die Runde gewonnen! Doch Vorsicht: Die Hexe wird euch euren Weg mit etlichen magischen Hindernissen erschweren!"

Die Kandidaten begannen, den Berg zu erklimmen. Der Moustache- Junkie, trotz (oder wegen?) seiner Zuckersucht gut in Form, hatte im Gegensatz zu Ace einen exzellenten Start und war schnell nicht mehr zu sehen.
Zwerg kommentierte dies mit einer sarkastischen Bemerkung, die leider an dieser Stelle wieder einmal nicht wiedergegeben werden kann, da Teile von Buschs Hinterbusch, sowie ein größeres Stück Universalzwirn seinen Mund gut bis sehr gut ausfüllten.


Dann passierte etwas aus heiterem Himmel: An einem engen Bergpfad bebte plötzlich die Erde. Die Fernseh-Hexe hatte wohl ein magische Erdbeben erzeugt. Ace strauchelte und verlor den Boden unter den Füßen. Er schien den Berg runter zu sütrzen, konnte sich aber gerade noch an einem Felsvorsprung festklammern. Mit letzter Kraft zog er mit seinem Mund aus den Untiefen des flauschigen Pullovers (er war eigentlich sehr gemütlich, dachte sich Ace) sein Schnelllade-Spray raus, dass er Batman im Jahre 2018 abgekauft hatte. Durch Benutzen dieses Sprays konnte er das Geschehene noch einmal erleben, diesmal natürlich mit mehr Vorsicht. Das ersparte ihm das mühsame Hochziehen und war zudem einfach die coolere Methode, aus dem Schlamassel rauszukommen.
Diesmal überraschte ihn das Erdbeben nicht mehr.


Nach einiger Wanderarbeit kamen die Drei an eine Weggabelung. Zwerg war vom Fluchen verausgabter als Ace vom Laufen. Was nicht heißen soll, dass Ace nicht aus der Puste war: "Eine....hächel....Weggabelung...prust....und....uff...und jetzt?"
In der Tat stand unseren Helden eine schwere Entscheidung bevor. Ein Blick auf den Wegweiser verriet mehr: links: Restaurant Mc Muffki - Burger vom Berg - rechts: Die Hütte des melancholischen Riesens.
Ace kratze sich ratlos am Hinterkopf...

"Gab es eigentlich noch McWursto, den süchtigmachenden, wenn auch lange nicht so gut wie irdischer Wurstsalat schmeckenden Wurstsalat von McDonalds?", fragte sich Ace gar nicht erst, sondern fand sich schon wie unter Hypnose die Tür von McMuffki öffnend. Doch das Universalpräfix "Mc", dass einen Durchschnittsmenschen mit Hunger jeglichen darauffolgenden Buchstaben ignorieren und an etwas Tolles denken lässt, täuschte auch unseren Helden. Gleich hinter der Eingangstür wurde Ace aber durch eine minutiöse Auflistung aller Logikfehler in seinen Abenteuern, die mit Klebeband am "Mitarbeiter des Monats"-Schild festgemacht war und weit bis auf den Boden reichte, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dies war die miesgelaunte Version von McDonalds, für all die miesgelaunten Menschen, die seitdem sie ihren Kindergeburtstag mit Ronald McDonald gefeiert haben sich nur noch in einem Sicherheitsabstand von Clowns aufhalten dürfen - zur Sicherheit der Clowns. Ace wollte schleunigst von diesem miesgelaunten, Wurstsalat verachtenden Platz weg, als er auf der Liste folgendes las:

"Logikfehler Nr. 23-05 a):
Obwohl der Junkie einen grossen Vorsprung hatte und die 'Helden' (höhö) noch in McMuffki verweilten um diese Liste zu lesen (wie erbärmlich!) mussten sie nur den Laden durch die Hintertuer verlassen um wieder im Rennen zu sein.


Logikfehler Nr. 23-05 b):
Wieso kann Ace eine Liste lesen, in der über Sachen berichtet wird, die eigentlich noch garnicht passiert sind? Erbärmlich. Ehrlich.


Logikfehler Nr. 23-05 c):
Diese Liste ist (zurecht) elendig lang, Ace findet trotzdem auf Anhieb genau die Stelle, die ihm weiterhilft.


Logikfehler Nr. 23-05 d):
Durch jeden Logikfehler entsteht wieder eine unglaublich grosse Menge neuer. Diese Liste dürfte niemals fertiggeschrieben sein, falls das doch möglich sein sollte, passt sie in keinen Raum, sei er noch so groß. Diese Liste müsste das ganze Universum füllen...."

Ace beschloss, lieber nicht weiterzulesen. Paradoxen brachten meistens die Zerstörung der Welt mit sich ODER halfen dem Helden aus ausweglosen Situationen und trieben den Zuschauer
in den Wahnsinn. War, was er las, die Wahrheit? Oder nur ein fieser Trick, um Ace noch mehr aufzuhalten, als er sich schon selbst aufgehalten hat? Wird das Raum-Zeit-Kontinuum weiter bestehen, wenn Ace und Freunde durch den Hinterausgang stürmten?

Es sah ganz danach aus. Seltsamerweise lag der Ausgang der Hütte etwa 30 Meter oberhalb des Eingangs. Ace beschloss, Fünfe gerade sein zu lassen und auf den Gipfel zuzustürmen. Kurz vor dem Gipfel bemerkte er den Junkie, der auf der anderen Seite des Berges mit riesigen roten Bienen beschäftigt war, die wild mit ihren Krallen herumfuchtelten und anstelle ihres Stachels mit großen Kettensägen kämpften. Außerdem hatten sie Pistolen.

Unsere Helden waren mittlerweile auf dem Gipfel angekommen, dort versteckten sie sich hinter einem Felsbrocken und heckten einen Plan aus.

"Soll ich die Hexe mit einem Stein abwerfen?" schlug Ace vor.

"Hmm, na gut." und "Mach halt." waren die nicht sehr ermutigenden Antworten, die er von seinen Freunden bekam.

Glücklicherweise befand sich hinter dem Trio ein Steinhaufen. Ace griff hinein und zog einen zufällig ausgewählten Stein wieder heraus. Er holte aus, zielte genau, warf und...die Hexe sackte getroffen zusammen.

Natürlich hätte an dieser Stelle jeder vernünftig denkende Mensch, der auch nur ein wenig von intergalaktischem Zauber versteht, vermutet, dass die Hexe irgendeine Art magisches Schutzschild um sich herum aufgebaut oder sich zumindest Augen von btrpiolanischen Fröschen (laut Planet Guide TM die "Sternwarte unter den Fröschen der 16. Planetengruppe im Matiar-Sektor", was selbst für unerfahrene Froschforscher ein lachhafter Vergleich war) an den Hinterkopf implantiert hätte. Dem war selbstverständlich auch so, die Hexe war zwar keine echte Hexe, sondern nur eine alternde, gescheiterte Schauspielerin, die nach Dudelwurz stank, aber sie war keine polkopolopolesische Dreiviertelgöttin, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Der Stein allerdings war kein gewöhnlicher Stein, wie man ihn an jeder Straßenecke kaufen konnte. Durch einen Zufall, dessen Wahrscheinlichkeit so gering ist, dass eine genaue Erläuterung etliche Jahre zum Niederschreiben und viele Jahre zum Lesen beanspruchen würde, weshalb wir darauf hier nicht näher eingehen werden (Wir verstehen ihr Verlangen auf Vollständigkeit natürlich, jedoch kann solch eine detaillierte Dokumentation schonmal ein Menschenleben in Anspruch nehmen und niemand könnte so lange auf die Auflösung dieser spannenden Erzählung warten. Köpfe würden explodieren.), suchte Ace ausgerechnet den legendären Zwischzwosch-Stein von Gargaluau aus. Der Planet Guide TM hat folgendes zu diesem Stein zu sagen:

"Der magische Stein, der angeblich im 143. Migaui-Jahrtausend dem großen König Fralagda aus dem Geschlecht der Quurze seine Macht verlieh. Der Zwischzwosch-Stein leuchtete gegen die Pasarkba-Sonne gehalten in allen möglichen Dralkafarben, ohne auch nur einen Zorkt seiner Dlorpa zu verlieren. Ging während den Vtrep-Kriegen verloren und liegt heutzutage wahrscheinlich vergessen auf irgendeinem Dacktra-Haufen in den hintersten Chigga-Regionen."

Die 26. Fußnote verriet folgende interessante Information:

"Der Zwischzwosch-Stein ist besonders wirksam gegen Gameshow-Pseudohexen, nichtmal die üblichen Vorsichtsmaßnahmen (siehe "magisches Schutzschild", "Sternwarte unter den Fröschen der 16. Planetengruppe im Matiar-Sektor") könnten sie vor einer Attacke mit diesem Stein schützen. Jedoch ist es äußerst unwahrscheinlich, dass dieser Stein ausgerechnet in irgendeinem Hügel bei einer Gameshow, die noch nicht mal echte Hexen bezahlen kann, auftaucht. Atmet also auf, Gameshow-Pseudohexen, einer rosigen Zukunft steht nichts mehr im Weg."

"Strike!", rief Ace und ließ vor Glück einen fahren. Die Pseudo-Hexe, fluchend und stöhnend auf dem Boden liegend, entgegnete irgendetwas, dass das die ganze Scheiße nicht wert wäre, ehe sie sich wieder in ihre schlecht bezahlte Rolle hineinversetzte: "Tja hehe, mir ist schlecht...ich meine ihr habt mich zwar besiegt, aber ihr habt noch nicht den Kochlöffel, hehehe...hust, ach Kindchen, könntest du mir vielleicht meine Tabletten rüberreichen? Ja, Danke, (schluck)...haha, ihr Narren, der Kochlöffel ist noch nicht in eurem Besitz! Ihr werdet nie rausfinden, dass er sich im Kochlöffel-Abstell-Zimmer meines Hexenhäuschens aus Spacekuchen und Spacekuchen-Ersatz befindet! Haha, hust (gurgel) Böörps! Verflucht, das ist der Tiefpunkt meiner Karriere! Und das sage ich nicht zum ersten Mal"
Zwerg hätte bestimmt eine sarkastische Bemerkung gemacht, aber der gute war vor lauter Nörgeln doch tatsächlich eingeschlafen.

In diesem Moment kam der Zucker-Junkie angerannt. Verfolgt wurde er diesmal von zwei bezaubernden...pardon, verzauberten Vampiren, die sich, Oton Vampir Eins, "beide sehr sympatisch finden" und Oton Vampir zwei "gerne auch mal privat was unternehmen würden." Sie mochten beide übrigens die Pet Shop Boys.
Gefährlich waren sie trotzdem.


Der Junkie erspähte die Hexenhütte: "Wunderbar! Ein Häuschen zum Verstecken. Hoffentlich gibts da ein Gegenmittel gegen diese zwei seltsamen Typen."
Mit letzter Kraft rannt er die Türe des Häuschens ein, während die Vampire ihm auf den Fuß folgten, jedoch nicht ohne vor dem Betreten der Hütte sich ihre Schuhe abzustreifen. "Das würden wir als Gastgeber schließlich auch verlangen", meint Vampir Eins.


Ace war nicht schlecht erstaunt, als er die Hütte erblickte. "Da sind bestimmt auch Kekse mit Wurstsalatgeschmack bei", dachte er und stürzte sich auf die Seitenwand zu. *Knusper*Knirsch*Mampf* Zwischendurch steckte er auch mal dem Zwerg ein Paar Stücke zu, denn die Geschmacksvielvalt war unglaublich und bei Maden-, Pansen- und Plastikkotzegeschmack ging Nächstenliebe vor Hunger. Nach einiger Zeit wurde der Kampflärm von innen durch die immer dünner werdende Wand immer lauter und irgendwann hatte sich Ace einen Platz in der ersten Reihe erknabbert und sah dem Junkie und den Vampiren zu, wie sie sich um und mit dem Kochlöffel schlugen. Der Kochlöffel brachte Ace wieder zum Staunen: Mit dem Kitchenmaster 3014x konnte man nicht nur gehörig auf Vampirschadel einschlagen und eine schlechte Gameshow gewinnen, nein, dieses Ding könnte Ace bei dem Kochduell einen unfairen Vorteil verschaffen. Wie er damit Kiffwurz, sollte er es jemals erlangen, zubereiten sollen, wusste er zwar noch nicht, aber auf jeden Fall würde mit diesem Gerät in der Hand ziemlich cool dastehen. Mama, wäre stolz auf ihn.

Ace musste irgendwie an diesen Kochlöffel kommen. Während er sich einen Plan überlegte, machte ihn Busch auf das Glas Himbeerspacemarmelade in einer Ecke der Küche aufmerksam.

Der Junkie war mittlerweile völlig überfordert und einer der Vampire sah eine Möglichkeit, zu dem Publikum, vor allem den jüngeren Zuschauern, vor den Bildschirmen zu sprechen.

"Hey Kinder, var tas nicht gruselig, als Martha und ich tiesen Junkie gegen tie Vand trückten und er zein Veltrraummesser zückte? Haha! Vooo-hoooo!" Der Schauspieler, der den Vampir spielte, hatte nur eine sehr vage Vorstellung von einem Vampir. "Also, Kinder, venn ihr unsere schaurigen Schreckenstaten auch in euren Vohnzimmern zehen vollt, zetzt jetzt eure 3D-Brillen auf! Hahaha!" Am unteren Bildschirmrand wurde nun eine Anzeige für 3D-Brillen eingeblendet und dutzende von Vätern im ganzen Universum mussten ihre Kinder enttäuschen. "Ich bezahle keine 30 Spacedollar, um den Sender noch reicher zu machen! Wenn Du die Augen ein wenig zudrückst, hast du den gleichen Effekt!" Doch das sollte nie funktionieren. Es war einfach nicht dasselbe.

Ace konnte sich inzwischen in die Ecke mit der Marmelade schleichen. Er öffnete das Glas und warf es auf den Junkie, natürlich schmissen sich die Vampire sofort auf ihn und er konnte den Kochlöffel nicht mehr festhalten. Es war eine äußerst blutige Szene. In diesem Moment platzte der auszubildende Kellner von McMuffki's in die Hütte und beschwerte sich über das Verhalten der Vampire.

"Okay, okay, okay. Für wie blöd haltet ihr uns eigentlich? Zuerst wird uns erzählt, dass die Vampire nur Schauspieler sind und jetzt sollen wir glauben, dass diese Schauspieler den armen Junkie wegen Marmelade bis auf die Knochen abnagen? Bravo." Der Kellner klatschte ironisch. "Das ist nun wirklich die sinnloseste Szene in dieser blöden Geschichte. Bitte, sagt mir Bescheid, wenn ihr endlich einen vernünftigen Plot habt."

Ganz ruhig, junger Mann. Natürlich waren die Schauspieler keine echten Vampire, aber sie waren eben sehr engagiert, ihre Rollen so authentisch wie möglich zu machen. Dass sie keine Zeit hatten, zu recherchieren, was Vampire genau sind, liegt einfach daran, dass sie wichtige Arzttermine und Volleyballtraining hatten. Außerdem dachten sie sich, dass die Rollen sowieso viel natürlicher rüberkommen, wenn man einfach mal improvisiert.
Siehst Du, eine völlig logische Erklärung.

Bevor der Kellner antworten konnte, explodierte sein Kopf.

Das Chaos war perfekt. Vampire, Junkies und Komparsen suhlten sich in einem Meer aus Marmelade und McMuffki-Mitarbeiter-Matsche und waren sichtlich verwirrt.

Ace erkannte die Situation sofort: "Zwerg, denkst du das, was ich denke?" - "Ja, wie haben die einen Berg mit Schnellrestaurant in ein Fernsehstudio bekommen?" - "Nein." - "Nein?" - "Nein, ich meine den Löffel, wir brauchen ihn...jetzt oder nie!!!"

Und nach diesem Satz sprang Ace Richtung Löffel, griff in sich und reckte ihn in die Höhe, als wäre es ein Gegenstand bei dem Videospiel Zelda. Dummerweise machte er einen Schritt zu viel: Er rutschte auf der glibbrigen Marmelade-mit-menschlichen-Überresten-Masse aus, verlor den Halt - und der Löffel landete mit einem hohen Bogen direkt im ACME Hexenkessel TM!

Cool! Der Löffel begann grün zu leuchten.
Ace dachte sich auch: Cool! Busch schüttelte den Busch und meinte: "Vermaldeit"

In dem Moment kam die Hexe rein, ausgestattet mit einem Gehaltsscheck und zwei Krücken. "Hust, hehehe, hust, wisst ihr was ihr da gerade angestellt habt? Argh, hust, Kindchen, sei so lieb und gib mir diese Tabletten da drüben...so ist gut...ahhh...hehehe, hust, ihr habt euren Löffel verzaubert!"

"Ja, er leuchtet grün", meinte Zwerg.

"Cool, nicht?" sagte die Hexe, "aber das ist noch nicht alles: Dieser Löffel hat ab sofort ein Fritierblaster Add-On. Damit könnt ihr ein Lebewesen eurer Wahl bei lebendigem Leibe frittieren. Allerdings nur einmal!"
"Wieso nur einmal?", fragte Ace.
"Na, aus dramturgischen Gründen"
"Ah, das ist wie in der Folge bei Sex and The Planet, als die Space-Spirale...."

Weiter kam Ace nicht, denn in diesem Moment kam der Showmaster per Jetpack angeflogen.

"Meine Damen und Herren, Zwerge und Büsche", begann der Moderator mit einer verstärkten und aus allen Richtungen zu scheinen kommenden Stimme zu sagen. "Wie es scheint haben wir ein Gewinnerteam! Auch wenn es niemand für möglich gehalten hätte, die Sieger von Kerkerflucht sind....."
"Shrrooooooom!!!!!!!!!!!"
Ace hatte den Überraschungsmoment genutzt und den grünen Kochlöffel ergriffen und abgefeuert. Doch der Strahl durchbohrte den Moderator, der sich als Hologramm herausstellte, und sein Jetpack einfach und prallte wie ein Lichtstrahl an der Wand ab. Und dies sollte nicht die einzige Wand sein von der das Geschoss abprallte. Knapp verfehlte es den Zwerg (wäre er kein Zwerg wäre er jetzt kein Zwerg mehr) und die Hexe tanzte mit dem Geschoss Tango und Ace kam sich vor wie im 3D-Kino. Währenddessen erzählte der Moderator weiter: "Wisst ihr eigentlich, wo Kerkerflucht stattfindet?" Das Lasergeschoss tanzte noch ein bisschen zwischen Boden und Decke, was klang als würde die Star Wars-Cantina-Band spielen und flog zur Erleichterung aller aus dem Loch in der Wand, durch das Ace reingekommen war. "Kerkerflucht spielt nicht auf irgendeinem Planeten, nein, es spielt auf dem Winterschlaf haltenden Gromp, der so groß und großzügig war, dass er seine Oberfläche zur Werbefläche werden lässt." Plötzlich begann die Erde bzw. der Gromp unter den Füßen der Helden zu beben. Der Gromp wurde gerade bei lebendigem Leibe frittiert. Zum Glück passierte das auf Grund seiner Größe entsprechend langsam.

"Ace Jackson! Obwohl sie mich eben erschiessen wollten - nichts für Ungut, ich sage ja nicht, ich hätte es nicht verdient - möchte ich ihnen herzlich zum Sieg gratulieren! Gratulation!"

Ace blickte heraus und sah mindestens 16 Luftballons mit aufgemalten grinsenden Clownsgesichtern vom Himmel herabfallen. Obwohl er befürchtete, vom erwachenden Gromp zerstört zu werden, konnte er nichht anders, als über diese nette Geste kopfnickend zu lächeln. Kurz darauf siegte in seinem Kopf der Wunsch, lebendig vom Gromp zu flüchten. Er packte den Moderator am Anzug und fragte den Umständen entsprechend laut, aber nicht forsch, immerhin war Ace nun im Showbusiness und konnte sich keinen Fauxpas erlauben.

"Für solche Sentimentalitäten bleibt nun keine Zeit! Wir werden alle sterben...Moderator!
Steeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeerrrrbbbbeeeeeeeeeeeeeeeeeennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn! Also, sie sagen mir nun, wie wir an diesen seltsam Ort gekommen sind oder wir entfernen uns...ohne ihnen einen guten Abend zu wünschen!"

"Okay, okay, wir können uns auch wie zivilisierte Menschen unterhalten. Die Antwort auf Deine Frage ist nicht leicht verdaulich, es ist sogar mit ziemlicher Sicherheit zu sagen, dass sie Dich so schockieren wird, dass Du den Drink, den Du im Moment des Erfahrens der Antwort deiner Frage trinken wirst, überrascht wieder ausspuckst. So schockierend! Aber die Antwort findest Du nicht hier, mein Freund. Sie erwartet dich auf Ghoklitzbaplop!"

Leicht enttäuscht rannten Ace, Busch und Zwerg sofort nachdem sie den Namen des Planeten hörten, zum Ausgang, hinter dem auch schon Aces Shuttle, das blitzeblank poliert wurde, auf sie wartete.

Während Ace den Motor startete, dachte er über die nonlineare Abenteuerstruktur seiner Odyssee nach. Was sollte er nur als nächstes tun? Sollte er nach Zyargeikunn fliegen, um dort das pangalaktische Kochduell mit Sukubus, dem Halbgott der Gronalidarier vom Planeten Polkopolopol, auszutragen, sollte er nach Chackatzortga eilen, um dort die altehrwürdige Kochschule seines Vaters zu besuchen, sollte er Narelda ansteuern, um dort das magische Wunderkraut Kiffwurz zu suchen, sollte er Ghoklitzbaplop auffinden, um dort das Geheimnis hinter seiner Teilnahme an der großen Gameshow "Kerkerflucht" zu erforschen oder sollte er sich gleich ergeben und den Rest seines (nun, nachdem er zwei treue Freunde und einen schicken Kochlöffel hatte, etwas weniger) kümmerlichen Lebens auf der Gefangenenkolonie Ikellidor im Relkomar-Sektor verbringen? Auch, wenn die letzte Alternative für ihn nicht in Frage kam, war die Entscheidung äußerst schwer. "Warum können die Spacebrücken zu drei der vier verbleibenden Alternativen nicht erstmal gesperrt sein?" dachte er sich, "Verdammte Bewegungsfreiheit. Schätze, der alte 2D-König Scrollo von A nach B war doch nicht so übel." Ace entschied sich, erstmal in aller Ruhe vor dem riesigen Spacemonster zu flüchten und dann seine ärgerlichen Logistik-Probleme aus der Welt (oder aus irgendeiner Welt, was das betrifft) zu schaffen.

Das Shuttle hob ab und in der Ferne konnten Ace, Zwerg und Busch noch die verzweifelten Schreie des Moderators hören:

"Aber was ist mit ihrem Preisgeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeld!?"

Montag, November 06, 2006

Kapitel 3 - Ace Jackson und die Waldgeister, die er nicht rief

Ein altbekannter Geruch stieg Ace in die Nase. Es war der Geruch von verbrannten Planetbeertörtchen, die nur sein Vater so wunderbar backen konnte. Ace bekam Gänsehaut. "Kann es sein, ich sag nicht nein, dass mein Vater diesen Thron bethront und diesen Saal bewohnt?"

Er begann zu rennen und erreichte, völlig außer Atem, dass andere Ende des Saals.

"Ace! Mein lieber Ace! Wie schön dich zu riechen!"

Tatsächlich, es war Piksieben. Hätte das Universum einen Chefkoch, säße er gerade auf diesem Thron.

"Vater, Vater, du reimst dich auf Kater", sagte Ace erstaunt und den Tränen nahe. "Was machst du hier, du...Stinketier?"

"Erstmal, Ace", meinte sein Vater, "hör endlich auf zu reimen, das nervt. Und dann sperr deine Nase auf, ich hab dir etwas zu sagen."

"Du hast in Kürze ein wichtiges Kochduell, dass dein gesamtes Schicksal entscheiden wird. Nur hast Du leider nicht einen Funken meines Talents geerbt, außerdem trittst du gegen einen mächtigen Gegner an, der keinen fiesen Trick auslassen wird, um das Duell zu gewinnen. Bist du eigentlich vollkommen plem-plem?"

"Nun ja...ich dachte eigentlich...mit der ganzen Sache, dass du ja gewissermaßen der beste Koch aller Zeiten warst...kannst du dem Halbgott nicht als Geist erscheinen und ihn zu Tode erschrecken?"

"Du hast noch so viel zu lernen, mein Junge. Polkopolopolesische Halbgötter sind immun gegen den unfassbaren Terror, den die Geister von verstorbenen Chefköchen verbreiten können. Es gäbe allerdings etwas, dass dir sehr nützlich werden könnte, eine Art Wunderkraut."

"Du meinst doch nicht etwa...??"

"Doch, mein Sohn. Kiffwurz. Das legendäre Wunderkraut, das nur an einem Ort in diesem unendlich riesigen Universum wächst. Ich weiß, wo man es finden kann. Jedoch musst du Nerven wie Spacedrahtseile besitzen, einen ungeheuren Abenteuersinn und keine Furcht kennen und..."

"WO!? Wo wartet das Kiffwurz auf mich??"

"Lass mich doch ausreden, Sohn! Du musst Galaxien durchqueren und den Z-Klasse Planeten Narelda finden und in das Zentrum der Lavaseen tauchen (was mit keinem Raumschiff länger als 23 Sekunden möglich ist) und den dort versteckten ehemaligen Planeten Tulpo, der bei der Entstehung des Universums von der megabösen Aura des Planeten angezogen wurde und in den Ozean hinabstürzte, bergen. Sobald er wieder in einer normalen Sonnenumlaufbahn ist, wird Kiffwurz den ganzen Planeten überwuchern!"

"WAS!? Lebst du hinter'm Mond?? Hast du nichts von Terraforming gehört??"

Werbeeinblendung:
Eine beruhigend redende Frau erzählt zu Easy Listening-Musik: "Der einst unbewohnbare Planet Narelda wurde von ausgebildeten Sklaven mit einer von hochqualifizierten Wissenschaftlern erfundenen Membran aus transparentem Aluminium überzogen. Dieses kühlt die Oberflächentemperatur auf angenehme 23 Grad ab und lässt trotzdem den faszinierenden Einblick in die gigantischen Lavaseen. Nebenbei produziert die Lava auch genug Energie für Millionen von Menschen. Ziehen sie auf den Kolonialplaneten Narelda! Ein neues Leben erwartet sie dort! Eine einfach unglaubliche Aussicht! Sie werden nie wieder Alpträume haben!"

Da Aces Vater nicht hinterm Mond lebte, sondern gleich hinter 17 Monden (wenn man es genau nimmt 17einhalb, aber das ist eine andere Geschichte), war ihm dieser Fakt doch tatsächlich entgangen:
"Nun, gut, trotzdem: die Antwort liegt auf Tulpo!"
"Du meinst das Kiffwurz Dad, nicht die Antwort."
"Ja, mein ich doch."
"Dann sag doch auch Kiffwurz."
"Ja, wie auch immer. Eines ist noch ganz wichtig. Dieses nette Würzkräutchen, so schmackhaft es auch den widerlichsten Sumpfling-Shake macht, hat eine gefährliche Nebenwirkung..."
"Wieso dieser Mystizismus? Antwort? Antwort? Nenn es doch einfach beim Namen! Es ging um Kiffwurz. Mach doch kein größeres Geheimnis draus, als es schon ist!"
"Hm? Ja, aber die Nebenwirkung, pass auf:"
"Mann, mann, mann. Ohhhh, moment einmal? Bin ich nicht in einem Traum? Das hier ist doch gar nicht real? Ich bin in Wirklichkeit in meinem Shuttle!"

Puff.
Ace erwachte. Er wischte sich den rosa Schaum vom Mund. Zum Glück ist Ace selbst in seinen unsinnigsten Momenten immer noch so bei Sinnen, dass er ein Shuttle steuern kann.
"Mann, Zwerg, du bist ein abgefahrenes Kerlchen."
Zwerg achtete nicht weiter auf Ace, er war gerade damit beschäftigt, "Amazing Space" auf seiner Zwergenflöte zu üben.

"Also, Zwerg. Wir müssen nach Narelda!"

Zwerg flog aus Schock die Flöte aus dem Mund. "Narelda sagst Du? Grundgütiger, hätte nicht gedacht, dass dieser Tag einmal kommen würde..."

"Was ist, Zwerg? Hast Du irgendeine schmerzhafte Geschichte voller Verrat, verbotener Leidenschaft und Eifersucht aus deiner Vergangenheit, die Du mir erzählen willst?"

"So in etwa, Ace." antwortete Zwerg in dem dramatischsten Tonfall, der seiner Zwergenrasse bekannt war, "So in etwa."

Zwerg hasste es, seine Geschichten im kalten Ambiente eines Ikea-Shuttles zu erzählen, also machten die beiden einen kurzen Halt auf dem nur 2,799367 Waktaten entfernten Waldplaneten Sacul. Sie entzündeten ein gemütliches Lagefeuer, drehten auf diesem ihre mitgebrachten Space-Marshmallows und Zwerg begann, seine Geschichte zu erzählen.

"Es ist heute 20 Jahre her, aber ich kann mich an alles noch so erinnern, als wäre es gestern geschehen. Die Militärkapelle spielte im Hintergrund und obwohl diese spezielle Art der musikalischen Freizeituntermalung zu der Zeit nicht populär war, brachte sie ein Lächeln auf alle Gesichter. Also, soll ich sie dir vorstellen, die Gruppe, die Du schon so lange kennst?"

"Zwerg?"

"Ja?"

"Erzähl bitte deine Geschichte."

"Na gut...Narelda war zu dieser Zeit ein beliebter Urlaubsplanet für meine Rasse. Ich hatte eine Affäre mit einer jungen Zwergenfrau, hab sie für ein Riesensteak sitzen lassen, sie hat Rache geschworen und geflennt, buu-huu, ich bin wieder nach hause geflogen. Also, können wir von hier verschwinden, dieser Ort ist seltsam."


"Seltsam" war wohl das Signalwort für die hiesigen Waldgespenster und -dämonen, denn just in diesem Augenblick fing es in einem Busch hinter Ace und Zwerg an, zu rascheln.

"Raschel, raschel" schien der Busch zu sagen. "Raschel, raschel, raschel."

Zwerg begann auch sofort zu übersetzen: "Runter von mir du Ungetüm!"

"Verarschen kann ich mich selber, Zwerg! Was redest du da?"

Aus dem Gebüsch kam wieder "Raschel, Raschel,..."
Der Zwerg, im Übersetzungsrausch, reagierte garnicht darauf, was Ace sagte und übersetzte weiter: "Geh sofort von mir! Weg! Ieh!"

Ace sprang auf und zog seine Strahlenkanone: "Komm raus aus dem Busch, was auch immer du bist!" Es raschelte wieder aus dem Busch, aber nichts passierte! "Ich warne dich, ich zähl bis 10 und dann schiesse ich!"

Der Zwerg weiter: "Ha! Aus dem Busch herauskommen! Meine Mutter hat zwar immer gesagt, ich sollte mehr aus mir herauskommen, aber so geht das nicht! Ich bin der Busch, du Trottel!"

Ace schaute verdutzt Zwerg an, der wiederum verdutzt den Busch anschaute, immerhin war er ein professioneller Dolmetscher, der auch Gestik und Mimik übersetzte. Obwohl Zwerg die Raschelsprache perfekt verstand, hatte er, genau wie Ace, so etwas noch nie gesehen.

"Nun, okay" sagte Ace und versuchte, sich zu fassen. "Lebst Du öfter hier in der Gegend?"

"Ja, ja, wasauchimmer. Jungs, ich brauche unbedingt eine Mitfahrgelegenheit. Es ist Buschsaison und das bedeutet, dass diese gottverdammten Waldgeister wieder auf der Jagd sind. Diese blutrünstigen Psychomonster würden nicht mal davor abschrecken, ihrem besten Freund ins Gesicht zu schießen, wenn davor eine kleine Warpwachtel rumfliegen würde."

Hätten unsere tapferen Helden einen Blick in den Planetenguide geworfen, hätten sie mit ziemlicher Sicherheit folgendes über Sacul gelesen: "Der Ort an dem Dämonen seit Äonen wohnen und Gäste nicht verschonen. Okay, Pfadfindertrupps und junge Liebespärchen, unsere Redaktion besteht nicht nur aus verbitterten seelischen Trümmerhaufen, auch wir haben Herzen und Sinn für Romantik. Und ja, so ein Lagerfeuer unter dem Discokugelfarbenen Mond von Sacul hat schon seinen Reiz, aber trotzdem: Waldplanet, bewohnt von Dämonen. Dämonen. Im Wald. Würde man Flipper entführen, in die Wüste schleppen und dort seine Haut mit Porter Ricks' altem Steakmesser abpellen, wäre das im Großen und Ganzen so romantisch wie ein Sonntagabend-Ausflug zu diesem Planeten."

Ace überlegte kurz und antwortete dann:

"Alles klar, Busch. Wie heißt du?"

"Clokpotzschuirkalowangoxorg."

"Okay, Busch. Steig ein."

Das Shuttle setzte sich in Bewegung. Das GPS (wobei das letzte S fü Space steht) wurde nun von Ace auf den Lavaplaneten Narelda programmiert. Eine Ecke des Universums, in der sich Ace eher schlecht als recht auskannte.
Ace schaute auf die Cola-Anzeige. "Ohje, Leute, wir müssen erstmal tanken! Hey Zwerg! Hey, du willst doch nicht etwa auf Busch pinkeln??? Was? Dann kämpfe gegen dieses Gefühl eben an!"

Die nächste Tankstation war zum Glück gleich um die Ecke. Wobei das All natürlich keine echten Ecken hat. "Dirty Calvin's Gas-O-Leum" hieß die Billigtankstelle, die sich wie immer über regen Zulauf freute.

Während Busch sich mehrere Flaschen Wasser und Dünger, sowie ein Anti-Käfer-Beauty-Magazine besorgte und Ace Diet Coke nachfüllte, entschied sich Zwerg die zwergengerechten Örtlichkeiten aufzusuchen und seine gut gefüllte Blase zu entleeren. Doch kurz bevor er die Türe erreichte, kam eine seltsame Gestalt aus dem Dunkeln auf ihn zu. Sie erinnerte an einen Menschen, hatte aber grüne Haut und einen Moustache, der selbst für menschliche Geschmäcker als "mindestens grenzwertig" gilt.
"Pssst, du! Ja, du! Ich hab hier was für dich!"

Als der zwielichtige Quasi-Mensch Zwerg ein Päckchen zusteckte, grinste er höhnisch und zwirbelte seinen Oberlippenbart.

Man sah Zwerg den inneren Konflikt nahezu an. Nach einer Weile gab er jedoch auf, steckte das Päckchen ein und gab dem Mann ein Bündel Geldscheine.

"Extrasüßer Classic Zucker - meine alte Schwäche." sagte Zwerg, obwohl außer der grünen Gestalt niemand vor der Toilette stand.

"Selbstgespräche - meine relativ neue Schwäche." Der Zucker-Zustecker nickte verständnisvoll.

Die drei furchtlosen Abenteurer trafen sich wieder auf dem Parkplatz. Ace blickte bedeutungsvoll in den Sternenhimmel.

"Zwerg, Busch, dort draußen werden wir wahrscheinlich Gefahren begegnen, vor denen sich die Kreaturen aus unseren Alpträumen in die Hosen machen. Wisst ihr, wir werden Welten entdecken, die..."

Ace wollte an dieser Stelle eigentlich eine pathetische Rede schwingen, die den künftigen Abenteuern der drei neuen Freunde gerecht werden sollte, stattdessen trug er Zwerg und Busch, die beide ungefähr zeitgleich zwischen "dort" und "draußen" eingeschlafen waren, in das Shuttle, warf ein paar Mentos in das Coke-Getriebe und startete die Düsen.

"Auf nach Narelda!" sagte er entschlossen, aber leise, immerhin wollte er seine Mitstreiter nicht aufwecken.